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1879 nun, daß der Kaiser Alexander — ich weiß nicht, ob auf Einfluß
6.9. oder aus eigenem Entschluß — den Jupiter tonans durch schnellen
Uebergang zum Sonnenschein wieder in den Hintergrund zu
schieben bestrebt ist. In diesem Sinne folgte schon innerhalb
8 Tagen auf die letzten drohenden Aeußerungen eine freund-
liche Einladung um Entsendung von preußischen Offizieren nach
Warschau. Mein Kaiser entsprach derselben durch Anmeldung
des Feldmarschall Manteuffel mit Begleitung, ohne daß ich
von dieser als einer militärischen Maßregel vorher Kenntniß
erhielt. Baron Manteuffel hat in Warschau ein sehr weit-
gehendes, persönliches und politisches Entgegenkommen ge-
funden ... Ob die für heute beabsichtigte Zusammenkunft in
Alexandrowo auf seine oder auf russische Anregung eingeleitet
worden ist, weiß ich bisher nicht. Die diesseitigen Bedenken
gegen eine Zusammenkunft auf russischem Gebiet sind durch
Hinweisung auf die außerhalb Rußlands so schnell nicht zu
beschaffenden Vorkehrungen für die persönliche Sicherheit des
Kaisers Alexander entwaffnet worden. Diese Zusammenkunft
findet, soviel ich weiß, heute statt; unser Kaiser ist dabei nur
von Seinen Flügeladjutanten begleitet und nach des Ministers
v. Bülow Meinung hauptsächlich von der Absicht beseelt, Er-
klärungen des Kaisers Alexander über seine bedrohliche Haltung
zu erlangen.
Ich darf nicht erwarten, daß ich vorher Antwort auf
meine erst am 2en dem Kaiser vorgetragene und mir bisher
nur durch Bülow telegraphisch beantwortete Berichterstattung
erhalten werde. Aus Bülows Telegramm geht aber schon das
Einverständniß des Kaisers damit hervor, daß ich in Wien
meine ihm berichteten Besprechungen mit Ihnen, verehrtester
Freund, wiederaufnehme, aber „Nichts ohne Seine Genehmigung
abmache“. Das Letztere ist ja selbstverständlich, und Sie werden
darüber nicht ungeduldig werden, wenn der Herr zu Seinen
Entschließungen die Zeit beansprucht, welche Seine Jahre,