Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

— 541 — 
können, daß ich außer Stande sei, hierüber eine auch nur 
einigermaßen begründete Ansicht zu äußern. 
Auf alle weiteren Erörterungen Sr. Kaiserlichen Hoheit 
glaube ich hier nicht weiter eingehen, sondern Eure Durchlaucht 
einfach nur darüber informiren zu sollen, welche Ansichten zur 
Zeit bei den Kronprinzlichen Herrschaften bestehen. 
Euer Durchlaucht sind heute, wie mir S. Kaiserliche Hoheit 
sagte, im neuen Palais und werden aus den dort gewonnenen 
Eindrücken gewiß meine vorstehenden Mittheilungen bestätigt 
finden. Ebenso werden Euer Durchlaucht ja auch erwägen, 
welchen Standpunkt hochdieselben den jedenfalls zu erwartenden 
Annäherungsversuchen der Kronprinzlichen Herrschaften gegen- 
über angemessen erachten; ich lebe und sterbe — wie Euer 
Durchlaucht wissen — der Ueberzeugung, daß eine Zukunft 
ohne das Gelingen einer solchen Verständigung undenkbar ist, 
und habe mich durch diese Ueberzeugung vermehrt verpflichtet 
erachten müssen, das Umstehende zu Euer Durchlaucht Kenntniß 
zu bringen. 
Mein erster Gedanke war, nach Berlin zu kommen, um 
Euer Durchlaucht selbst zu sprechen, ich habe denselben aber, 
weil zu auffallend, ausfgegeben und glaube ich auch, daß Euer 
Durchlaucht wohl wesentlich und wichtig sein möchte zu erfahren, 
welche Auffassungen zur Zeit bei den Kronprinzlichen Herr- 
schaften bestehen. 
Sr. Mgajestät dem Kaiser geht es hier übrigens andauernd 
täglich besser; etwas verringerte Bewegungsfähigkeit und öfter 
eintretende Ermüdung ist das einzige, was als Veränderung 
gegen früher noch bemerklich ist; es ist auch in keiner Weise zu 
sagen, daß bestimmte Befürchtungen über die Wiederkehr solcher 
Ohnmachtsanfälle begründet sein könnten — aber ich kann doch 
nicht anders sagen, als daß der letzte Ohnmachtsanfall mir 
einen sehr tiefen Eindruck hinterlassen hat, zumal derselbe ganz 
ohne jedes vorherige Anzeichen kam, und daß der Anfall ein 
1885 
7. 7.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.