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können, daß ich außer Stande sei, hierüber eine auch nur
einigermaßen begründete Ansicht zu äußern.
Auf alle weiteren Erörterungen Sr. Kaiserlichen Hoheit
glaube ich hier nicht weiter eingehen, sondern Eure Durchlaucht
einfach nur darüber informiren zu sollen, welche Ansichten zur
Zeit bei den Kronprinzlichen Herrschaften bestehen.
Euer Durchlaucht sind heute, wie mir S. Kaiserliche Hoheit
sagte, im neuen Palais und werden aus den dort gewonnenen
Eindrücken gewiß meine vorstehenden Mittheilungen bestätigt
finden. Ebenso werden Euer Durchlaucht ja auch erwägen,
welchen Standpunkt hochdieselben den jedenfalls zu erwartenden
Annäherungsversuchen der Kronprinzlichen Herrschaften gegen-
über angemessen erachten; ich lebe und sterbe — wie Euer
Durchlaucht wissen — der Ueberzeugung, daß eine Zukunft
ohne das Gelingen einer solchen Verständigung undenkbar ist,
und habe mich durch diese Ueberzeugung vermehrt verpflichtet
erachten müssen, das Umstehende zu Euer Durchlaucht Kenntniß
zu bringen.
Mein erster Gedanke war, nach Berlin zu kommen, um
Euer Durchlaucht selbst zu sprechen, ich habe denselben aber,
weil zu auffallend, ausfgegeben und glaube ich auch, daß Euer
Durchlaucht wohl wesentlich und wichtig sein möchte zu erfahren,
welche Auffassungen zur Zeit bei den Kronprinzlichen Herr-
schaften bestehen.
Sr. Mgajestät dem Kaiser geht es hier übrigens andauernd
täglich besser; etwas verringerte Bewegungsfähigkeit und öfter
eintretende Ermüdung ist das einzige, was als Veränderung
gegen früher noch bemerklich ist; es ist auch in keiner Weise zu
sagen, daß bestimmte Befürchtungen über die Wiederkehr solcher
Ohnmachtsanfälle begründet sein könnten — aber ich kann doch
nicht anders sagen, als daß der letzte Ohnmachtsanfall mir
einen sehr tiefen Eindruck hinterlassen hat, zumal derselbe ganz
ohne jedes vorherige Anzeichen kam, und daß der Anfall ein
1885
7. 7.