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Seite ist der Kronprinz, wenn ich seine Regierung erlebe, mein
König. Einem solchen kann ich nach meiner Denkungsweise
auch den letzten Rest, der mir an Arbeitskraft bleibt, nicht ver-
sagen, wenn Er meiner Dienste zu bedürfen glaubt und sie
von mir verlangt, ohne mir Handlungen zuzumuthen, die dem
Lande, der Dynastie oder meiner Ehre schädlich sind. Mich
hat die herzliche Art, wie der Kronprinz mir Sein Vertrauen
aussprach, gefreut, aber das Gefühl, sehr viel abgenutzter zu
sein, wie der Herr und die Welt mit ihm glaubt, ist stark in
mir. Nach der Kräftigung des Kaisers, die seit Ems eingetreten,
darf ich hoffen, daß Gott ihn uns noch länger läßt, und mir
das ultra posse erspart.
In alter Freundschaft der Ihrige
v. Bismarck.
345.
Kronprinzessin Victoria an Bismarck.
Berlin d. 24. (Dez.) 1885.
Verehrter Fürst,
Als Sie neulich hier speisten, fanden Sie Geschmack an
dem Mosel Wein, der servirt wurde, und würde es uns freuen,
wenn Sie zu Weihnachten einige Flaschen von uns annehmen
wollten.
Wir haben lebhaft bedauert zu hören, daß Sie leidend
gewesen sind, — und hoffen nur, daß es nicht eine Folge der
Ermüdungen Ihres neulichen Ausgangs war.
Mit den besten Grüßen an die Fürstin
Ihre
V. Kronprinzessin.
1885
16. 7.
1885
24. 12.