herrühren. Alles läßt leider vermuthen, daß dieselbe Krisis
abzuwarten und durchzumachen sein wird, die sich in den ver-
flossenen Monaten mehrfach wiederholt hat. Betäubende Mittel
sind noch nicht angewendet und bei dem Maße von Schmerzen
auch noch nicht in naher Aussicht; sehr wünschenswerth er-
scheint, daß solche recht spät zur Anwendung kommen mögen,
wenn sie auch nicht ganz zu vermeiden sein werden. Der
Kaiser ist nicht sehr mißgestimmt und durchaus noch nicht
matt; der Beginn des Mißbehagens war schon seit fast 2mal
24 Stunden bemerkbar. —
Ihre Majestät die Kaiserin befiehlt mir Ihnen zu sagen,
Alles was diese Zeit brächte, lastete so recht schwer auf Ihr;
und Sie sei überzeugt, daß Sie das so recht mit ihr em-
pfänden.
Ew. Durchlaucht
gehorsamster
Graf Lehndorff.
348.
Flügeladjutant Graf Lehndorff an Bismarck.
Berlin 5.3. 88. 10 Uhr 10 V.
Seine Majestät haben den Rest des gestrigen Tages
ziemlich günstig verbracht, wenn auch mit stoßweisen Schmerz=
empfindungen. Die letzteren haben heut Nacht 5 Uhr eine
Injection von Morphium erforderlich gemacht; doch hat der
Kaiser vor und nachher nicht unbeträchtlich geschlafen und ist
die Nacht nicht als eine ganz schlechte zu rechnen. Heut früh
hat der gehorsamst unterzeichnete längere Zeit mit Seiner
Majestät verhandelt, und war überrascht, wie gut Aussehn
und Stimmung war im Vergleich mit sonstigen Fällen.
Hoffentlich ist dieser günstige Umstand nicht nur der
Nachwirkung des Morphium zuzuschreiben, jeden Falls aber
Aus Bismarcks Briefwechsel. 35
1888
4. 3.
1888
5. 3.