Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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Eindruck zu überzeugen, welchen die kurz zuvor erlassenen 1851 
Kaiserlichen Handschreiben über die Regierungsform in Oester= 20.9. 
reich auf den erhabenen Bundesgenossen Sr. Mgjestät hervor- 
gebracht haben. Der König und sein erster Minister haben 
mit den freundschaftlichsten Glückwünschen dieses Ereigniß be- 
gleitet, durch welches dem Kaiserreiche die Bedingungen seiner 
Festigkeit und Wohlfahrt zurückgegeben worden sind. 
Einen Theil dieses Beifalls dürfen wir wohl, ohne uns 
zu täuschen, dem Gedanken zuschreiben, daß mit der monarchi- 
schen Grundlage der Verfassung Oesterreichs auch für das 
Preußische Königthum ein unentbehrlicher Stützpunkt wieder- 
gewonnen ist, und wir gründen darauf die Hoffnung, daß 
Preußen in jenen Kaiserlichen Entschließungen einen neuen 
Beweggrund der engsten Verbindung mit Oesterreich erkennen 
werde. 
Preußens König und die Staatsmänner, die ihm zur Seite 
stehen, haben auf der Bahn zur Wiederbefestigung der Re- 
gierungsgewalt in Preußen, und dadurch auch im übrigen 
Deutschland, bereits so viele muthvolle und entscheidende Schritte 
gethan, daß wir nicht besorgen, bei dem Berliner Cabinete einer 
tiefer gehenden Verschiedenheit der Ueberzeugungen zu begegnen, 
so oft es sich um die grundsätzliche Einwirkung beider Mächte 
auf den Gang der Dinge in Deutschland handelt. 
Auch viele andere deutsche Regierungen geben uns ihre 
Genugthuung, ihre Freude über die Erhaltung der vollen 
Staatsgewalt in den Händen des Kaisers unverhohlen zu er- 
kennen. In der Beseitigung des sogenannten Repräsentativ- 
systems in Oesterreich erblicken sie einen wesentlichen Schritt 
zur Consolidation der politischen Zustände auch außerhalb des 
Kaiserstaates und verläugnen nicht den Wunsch, für ihre eignen, 
vielfach noch so schwankenden Verhältnisse Vortheil davon zu 
ziehen. Sie sagen uns aber auch zugleich, daß sie die Kraft 
zu entschiedenem Auftreten in ihrem Bereiche nur aus dem
	        
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