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1851 Was die dortigen Verhältnisse betrifft, so theile ich Ihre
28. 12. Entrüstung über die kleinlichen Intriguen?) und werde Sie in
den Mitteln, um sie abzuwehren, nicht im Stiche lassen, wenn
schon ich doch immer um etwas kaltes Blut bitten möchte, schon
um deshalb, weil man damit die Gegner am mehrsten ärgert.
Ich habe gestern eigenhändig an Schwarzenberg geschrieben
und meine Meinung derb ausgesprochen, indem ich ihm meiner
wahren Ueberzeugung gemäß gesagt habe, daß die nothwendige
Folge seines Benehmens ein Zurückziehen Preußens in eine
negative Stellung sein würde, die für Oestreich sehr unbequem,
für Preußen aber sehr behaglich und unangreifbar sein würde.
Wie Ew. Hochwohlgeboren bemerkt haben werden, nehmen wir
bereits mehr und mehr diese Stellung an, und ich bin der An-
sicht, daß selbst, wenn man von dort aus gute Worte geben
sollte, wir unsres eignen Vortheils wegen darin verharren müssen.
Oestreich spielt meines Erachtens jetzt ein sehr gewagtes
und deshalb der Eigenthümlichkeit der dortigen Staats-Männer
entsprechendes Spiel. Ich habe bestimmte Nachrichten, daß man
sich Oestreichischer Seits nicht nur Louis Napoleon sehr an-
gelegentlich nähert, sondern ihn sogar zu Einmischungen in
fremde Angelegenheiten stachelt. Minister Turgot hat selbst
gesagt, daß man von dorther die Aufforderung an das fran-
zösische Cabinet gerichtet hat, gemeinschaftlich die Verfassung
im Königreich Sardinien zu beseitigen, ebenso will man der
Schweiz zu Leibe gehen, und den Instigationen gegen Belgien
ist man in Wien auch nicht fremd. Es ist das eine geschickt
angelegte Sache, denn für den schlechten Liberalismus in diesen
Staaten wird kaum jemand anders als höchstens England in
die Schranken treten, und dieses hat ohne Continental-Alliancen
keine Action. Andrer Seits liegt bei Oestreich der Gedanke
*) Vgl. Bericht vom 22. December 1851, Preußen im Vundes-
tage 1, No. 38 S. 54 f.