1852
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Hausminister Graf Anton Stolberg an Bismarck.
Berlin 1. April 1852.
Innig verehrter Freund!
Den heutigen Tag vermag ich nicht vorüber gehen zu
lassen, ohne Ihnen nicht ein Wort treuen Segenswunsches
ausgesprochen zu haben. Das letzte Jahr hat mir die große
Freude gebracht, Ihnen näher stehen zu können, und ich er-
achte solches als ein mich erfreuendes beglückendes Ergebniß
einer ernsten Zeit. Der Schluß dieses Jahres hat jedoch
eine Art Weihe über unsere Bekanntschaft herbeigeführt. Ich
habe lebendig erkannt, wie nahe Sie mir stehen, wie ich in
väterlich brüderlicher Liebe dem Mann angehöre, dessen Be-
strebungen ich seit dem Jahre 1847 mit wahrer Hochachtung
gefolgt bin.
Ich bin bereits alt und nach keiner Richtung hin so ring-
fertig, als ich es sein möchte, demungeachtet schlägt noch ein
jugendlich Herz in der alten Brust, und ich habe Ihre Erhaltung
in dem kürzlichen Zweikampf?) als eines der glücklichsten Er-
eignisse meines Lebens begrüßt. Der alte Mann reicht dem
jungen ritterlichen Kämpen beim Beginn des neuen Lebens-
jahres in tiefer innerer Bewegung die Freundeshand auf Leben
und Tod und bittet Gott den Herrn, daß Sein Segen auf
Ihnen und Ihrer prächtigen Gemahlin und Ihren Kindern
ruhen und der aus Seinem heiligen Wort strahlende unbedingte
Glaube Sie bis zum Schluß Ihrer Erdenlaufbahn zu Seiner
Ehre durchglühen möge.
Empfangen Sie auch meinen Dank für alles, was Sie
*) Mit G. v. Vincke.