General v. Peucker. Bismarck und das Ordenswesen. 93
stehend, auf welchem seine wohlverdienten, zuerst auf dem
Schlachtfelde gewonnenen Orden ausgebreitet lagen, deren her-
kömmliche Ordnung auf der Brust durch die eben erfolgte Ver-
leihung eines neuen Sterns gestört war. Nach der Begrüßung
sprach er mir nicht etwa von Oestreich und Preußen, sondern
verlangte mein Urtheil von dem Standpunkte künstlerischen
Geschmacks über die Stelle, wo der neue Stern einzuschieben
sei. Die Gefühle anhänglicher Achtung, die ich aus meinen
Kinderjahren für den hochverdienten General überkommen
hatte, bestimmten mich, in voller Ernsthaftigkeit auf das Thema
einzugehn und seine Erledigung herbeizuführen , ehe wir auf
Geschäfte zu sprechen kamen.
Ich gestehe, daß ich mich, als ich (1842) meine erste Aus-
zeichnung, die Rettungsmedaille, erhielt ), erfreut und gehoben
fühlte, weil ich damals ein in dieser Beziehung nicht blasirter
Landjunker war. Im Staatsdienste habe ich diese Ursprüng-
lichkeit der Empfindung schnell verloren; ich erinnre mich nicht,
bei spätern Decorirungen ein objectives Vergnügen empfunden
zu haben, sondern nur die subjective Freude über die äußer-
liche Bethätigung des Wohlwollens, mit welchem mein König
meine Anhänglichkeit erwiderte oder andre Monarchen mir den
Erfolg meiner politischen Werbung um ihr Vertraun und ihr
Wohlwollen bestätigten. Unser Gesandter von Jordan in
Dresden antwortete auf den scherzhaften Vorschlag, eine seiner
vielen Decorationen abzutreten: „Je vous les cede toutes,
pourvu que vous m'en laissiez une pour couvrir mes nudités
diplomatiques.“ In der That gehört ein grand cordon zur
Toilette eines Gesandten, und wenn es nicht der des eignen
Hofes ist, so bleibt die Möglichkeit, wechseln zu können, für
elegante Diplomaten ebenso erwünscht wie für Damen bezüg-
1) Bismarck rettete am 24. Juni 1842 seinen Reitknecht Hildebrand
mit eigener Lebensgefahr von dem Tode des Ertrinkens im Lippehner See.