106 Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg.
sondern galt ihm erst, wenn er ihrer bei Hofe bedurfte. Daß
die Erinnrung an Olmütz das Mittel war, den Prinzen zum
Bundesgenossen für den Kampf gegen Manteuffel zu gewinnen,
das konnte Niemand besser wissen als er, und diesen Stachel
für die Empfindung des Prinzen in Wirksamkeit zu erhalten,
hatte er auf Reisen und zu Hause stets gute Gelegenheit.
Die später nach Bethmann-Hollweg benannte Partei, rich-
tiger Coterie, stützte sich ursprünglich auf den Grafen Robert
von der Goltz, einen Mann von ungewöhnlicher Befähigung
und Thätigkeit. Herr von Manteuffel hatte das Ungeschick
gehabt, diese strebsame Capacität schlecht zu behandeln; der
dadurch stellungslos gewordne Graf wurde der Impresario für
die Truppe, welche zuerst als höfische Fraction und später als
Ministerium des Regenten auf der Bühne erschien. Sie be-
gann in der Presse, besonders durch das von ihr gegründete
„Preußische Wochenblatt“, und durch persönliche Werbungen in
politischen und Hofkreisen sich Geltung zu schaffen. Die „Finan-
zirung“, wie die Börse sich ausdrückt, wurde durch die großen
Vermögen Bethmann-Hollweg's und der Grafen Fürstenberg-
Stammheim und Albert Pourtalss, und die politische Aufgabe,
als deren Ziel zunächst der Sturz Manteuffel's gestellt war,
von den geschickten Händen der Grafen Goltz und Pourtales
besorgt. Beide schrieben ein elegantes Französisch in geschickter
Diction, während Herr von Manteuffel in der Herstellung
diplomatischer Aktenstücke hauptsächlich auf die hausbackne Tra-
dition seiner Beamten von der französischen Kolonie in Berlin
angewiesen war. Auch Graf Pourtalès war von dem Minister-
präsidenten im Dienste verstimmt und von dem Könige als
Rival Manteuffel's ermuthigt worden.
Goltz wollte ohne Zweifel, wenn nicht der unmittelbare
Nachfolger Manteuffel's, doch früher oder später Minister
werden. Er hatte auch das Zeug dazu, viel mehr als Harry
von Arnim, weil er weniger Eitelkeit und mehr Patriotismus