Siebentes Kapitel.
Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin.
1.
Die Entfremdung, die zwischen dem Minister Manteuffel
und mir nach meiner Wiener Mission und infolge der Zu-
trägerei von Klentze und Andern entstanden war w, hatte die
Folge, daß der König mich immer häufiger zur „Territion“
kommen ließ, wenn der Minister ihm nicht zu Willen sein
wollte. Ich habe auf den Reisen zwischen Frankfurt und Berlin
über Guntershausen in einem Jahre 2000 Meilen 2) gemacht,
damals stets die neue Cigarre an der vorhergehenden entzündend
oder gut schlafend. Der König erforderte nicht nur meine An-
sicht über Fragen der deutschen und der auswärtigen Politik,
sondern beauftragte mich auch gelegentlich, wenn ihm Entwürfe
des Auswärtigen Amts vorlagen, mit der Ausarbeitung von
Gegenprojecten. Ich besprach diese Aufträge und meine ent-
sprechenden Redactionen dann mit Manteuffel, der es in der
Regel ablehnte, Aenderungen daran vorzunehmen, wenn auch
unfre politischen Ansichten auseinander gingen. Er hatte mehr
1) S. o. S. 100.
:) Natürlich ist diese Angabe nicht rechnerisch durch Addition der auf
Reisen zwischen Berlin und Frankfurt zurückgelegten Wegstrecken ge-
funden worden, sondern in dem übertreibenden Sinne zu fassen, wie
die Lateiner sescenti zur Bezeichnung einer unbestimmten großen Zahl
gebrauchen (vgl. im Deutschen: Ich habe es schon tausendmal gesagt.).
Es erschien nothwendig, darauf hinzuweisen, da die Zahl, die sich bei
Nachrechnung als zu hoch erwiesen, Veranlassung gegeben hat, die Glaub-
würdigkeit der „Gedanken und Erinnerungen“ anzufechten.