Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

148 Siebentes Kapitel: Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin. 
  
zur Revision gab, daß ich über die Amendirung wieder mit 
Manteuffel Fühlung nahm, daß der den Unterstaatssekretär 
Le Coq zuzog, daß dieser die Fassung aber lediglich von dem 
Standpunkte französischer Stilistik prüfte und eine Tage lange 
Verzögerung mit der Anführung rechtfertigte, er habe den 
genau angemessenen französischen Ausdruck noch nicht gefunden, 
der zwischen dunkel, unklar, zweifelhaft und bedenklich die 
richtige Mitte hielte, — als ob es auf solche Lappalien damals 
angekommen wäre. 
2 
Ich suchte mich der Rolle, welche der König mich spielen 
ließ, in schicklicher Weise zu entziehn und die Verständigung 
zwischen ihm und Manteuffel nach Möglichkeit anzubahnen; so 
in den ernsten Zerwürfnissen, welche über Rhino Quehl ent- 
standen. Nachdem durch Wiederherstellung des Bundestags 
nationale Sonderbestrebungen Preußens einstweilen behindert 
waren, ging man in Berlin an eine Restauration der innern 
Zustände, mit welcher der König gezögert hatte, so lange er 
darauf bedacht war, sich die Liberalen in den übrigen deutschen 
Staaten nicht zu entfremden. Ueber das Ziel und die Gangart 
der Restauration zeigte sich aber sofort zwischen dem Minister 
Manteuffel und der „kleinen aber mächtigen Partei“ eine 
Meinungsverschiedenheit, die sich merkwürdigerweise in einen 
Streit über Halten oder Fallenlassen einer verhältnißmäßig 
untergeordneten Persönlichkeit zuspitzte und zu einem scharfen, 
öffentlichen Ausbruch führte. In demselben Briefe vom 
11. Juli 1851, durch welchen er mich von meiner Ernen- 
nung zum Bundestagsgesandten benachrichtigte, schrieb Man- 
teuffel ½). 
1) Der Brief, der in der ersten Ausgabe nach einer fehlerhaften Ab- 
schrift herausgegeben war, ist hier nach dem Original berichtigt; vgl. An- 
hang zu den Gedanken und Erinnerungen II 7 ff.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.