Depeschenredaction. Manteuffel's Zerwürfniß mit d. Conservativen. 149
„Was unsre innern Verhältnisse, namentlich die ständischen
Dinge betrifft, so würde die Sache ganz leidlich gehen, wenn
man darin mit etwas mehr Maß und Geschick verführe. West-
phalen ist in der Sache vortrefflich, ich schätze ihn sehr hoch,
und wir sind im Wesentlichen einverstanden; die Feder von
Klützow ½ scheint mir indeß keine recht glückliche zu sein, und
es sind in der Form wohl manche nicht nothwendige Verstöße
vorgekommen. Weit schlimmer aber noch ist die Attitude, welche
dabei die Kreuzzeitung einnimmt. Nicht allein triumphirt sie
in ungeschickter und aufregender Weise, sondern sie will auch
zu Extremen drängen, die ihr wahrscheinlich selbst nicht be-
hagen würden. Wenn es z. B. möglich wäre und gelänge,
den Vereinigten Landtag mit allen seinen Consequenzen pure
wieder herzustellen — und weiter könnte man doch nicht gehen —
was wäre damit wohl gewonnen? Ich finde die Position der
Regierung viel günstiger, wenn sie, bis eine gründliche orga-
nische Umgestaltung als nothwendig sich ergeben hat, die Sache
gewisser Maaßen in der Schwebe hält. Ich hoffe und wünsche,
daß man dann auch von den Provinzial-Ständen los und etwa
auf Communal-Stände nach alten historischen Begrenzungen,
die auch in der Rhein-Provinz noch nicht verwischt und in
allen alten Provinzen noch sehr erkennbar sind, zurückkommen
und aus diesen die Landesvertretung hervorgehen lassen wird.
Das sind aber Dinge, die man nicht im Sprunge erreichen
kann, wenigstens nicht ohne große Stöße, die man doch zu
vermeiden Anlaß hat. Die Kreuzzeitung hat mir nun förmlich
Fehde ankündigen und als Preis und Zeichen der Submission
die Entlassung des 2c. Quehl fordern lassen, ohne zu bedenken,
daß selbst, wenn ich einen fleißigen und aufopfernden Menschen
Preis geben wollte, was nicht meine Absicht ist, ich es unter
solchen Verhältnissen gar nicht könnte.“
e
) Director im Ministerium des Innern.