Alvensleben als Schreckbild. Bismarck befreit Manteuffel von Quehl. 157
wir verabredeten, daß er Quehl, der sich grade auf einer Reise
in Frankreich befand, veranlassen werde, auf der Rückkehr mich
in Frankfurt aufzusuchen, was geschah. Ich benutzte die Pläne
des Königs mit Alvensleben, um Quehl zu überzeugen, daß
er, wenn er nicht abginge, Schuld an dem Sturze seines Gönners
sein werde, und empfahl ihm, die Macht desselben, so lange es
noch Zeit sei, zu benutzen. Ich sagte ihm: „Schneiden Sie
Ihre Pfeifen, wo Sie noch im Rohr sitzen, es dauert nicht
lange mehr“, und ich brachte ihn dahin, seine Wünsche zu prä-
cisiren: das Generalconsulat in Kopenhagen mit einer starken
Gehaltserhöhung. Ich benachrichtigte Manteuffel, und die Sache
schien erledigt, zog sich aber bis zur endlichen Lösung noch
einige Zeit hin, weil man in Berlin so ungeschickt gewesen war,
die Sicherung der Stellung Manteuffel's früher zu verlaut-
baren als das Ausscheiden Quehl's. Letztrer hatte in Berlin
seine und Manteuffel's Stellung nicht so unsicher gefunden,
wie ich sie geschildert hatte, und machte dann einige Schwierig-
keiten, die verbessernd auf seine Stellung in Kopenhagen
wirkten 0.
Aehnliche Verhandlungen drängten sich mir auf mit Agenten,
welche bei dem Depeschendiebstahl in der französischen Gesand-
schaft benutzt worden waren, unter Andern mit Hassenkrug,
der zur Zeit des Processes über diesen Diebstahl, anscheinend
mit seiner eignen Zustimmung, in Frankreich polizeilich ver-
haftet und Jahr und Tag sequestrirt wurde, bis die Sache
vergessen war.
Der König haßte damals Manteuffel, er behandelte ihn
nicht mit der ihm sonst eignen Höflichkeit und that beißende
Aeußerungen über ihn. Wie er überhaupt die Stellung eines
Ministers auffaßte, zeigt ein Wort über den Grafen Albert
1) Vgl. Bismarck's Briefe an den General L. v. Gerlach vom 6. und
13. Aug. 1853, herausgegeben von H. Kohl S. 96, 97.