Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

198 Achtes Kapitel: Besuch in Paris. 
  
bewirkt unmittelbar den Sieg der französischen Inter— 
essen", d. h. die Herrschaft in Italien zunächst und dann in 
Deutschland. 1801 bis 1804 vertheilten Rußland und Frank- 
reich Deutschland und gaben Preußen ein Weniges ab. 
3. Worin unterscheidet sich die von Ihnen empfohlene Politik 
von der von Haugwitz von 1794—18052 Da war auch nur 
von einem „Defensiv-System" die Rede. Thugut, Cobenzl, 
Lehrbach waren um nichts besser als Buol und Bach, Perfidien 
sielen Seitens Oestreichs auch vor, Rußland war noch unzu- 
verlässiger als jetzt, dafür aber freilich England zuverlässiger. 
Der König war auch in seinem Herzen dieser Politik ab- 
geneigt. . 
Bei meiner Differenz mit Ihnen kommt mir oft der Ge- 
danke, daß ich mit meinen Ansichten veraltet bin und daß, 
wenn ich auch meine Politik nicht unrichtig finden kann, es 
doch vielleicht nöthig ist, es mit einer andern zu versuchen, die 
zunächst durchgemacht und überwunden werden muß. 1792 war 
Massenbach für die französische Allianz und schrieb darüber 
mitten im Kriege eine Abhandlung, von 1794 war Haugwitz 
für das Defensiv-System oder für die Neutralität u. s. w. Der 
revolutionäre Absolutismus ist seinem Wesen nach erobernd, 
da er sich im Innern nur halten kann, wenn rundum alles so 
wie bei ihm ist. Palmerston mußte die Demonstration gegen 
die Belgische Presse unterstützen u. s. w. Gegen den Schweizer 
Radicalismus, obschon er Bonaparte eingestandnermaßen sehr 
unbequem ist, war Napoleon III. sehr schwach. — Nun noch 
eine Parallele. 1812 waren Gneisenau, Scharnhorst und 
wenige andre gegen die französische Allianz, die bekanntlich 
durchgesetzt und durch ein Hilfscorps zur Realität wurde. Der 
Erfolg sprach für die, welche die Allianz gewollt hatten. Ich 
würde doch sehr gern bei Gneisenau und Scharnhorst gestanden 
haben. 1813 war Knesebeck für den Waffenstillstand, Gneisenau 
dagegen, ich damals als 22jähriger Offizier entschieden dagegen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.