202 Achtes Kapitel: Besuch in Paris.
besucht, und, mit dem Hause Bernadotte hätten wir uns ver-
schwägert, wenn nicht zufällige Hindernisse eintraten.
Wann und nach welchen Kennzeichen haben alle diese Mächte
aufgehört, revolutionär zu sein? Es scheint, daß man ihnen
die illegitime Geburt verzeiht, sobald wir keine Gefahr von
ihnen besorgen, und daß man sich alsdann auch nicht prinzipiell
daran stößt, wenn sie fortfahren, ohne Buße, ja mit Rühmen
sich zu ihrer Wurzel im Unrecht zu bekennen.
Ich sehe nicht, daß vor der Französischen Revolution
ein Staatsmann, sei er auch der christlichste und gewissen-
hafteste, auf den Gedanken gekommen wäre, sein gesammtes
politisches Streben, sein Verhalten zur äußern wie zur innern
Politik dem Prinzipe des „Kampfes gegen die Revolution" unter-
zuordnen und die Beziehungen seines Landes zu andern ledig-
lich an diesem Probirstein zu prüfen; und doch waren die
Grundsätze der Amerikanischen Revolution und der Englischen
Revolution, abgesehn von dem Maße des Blutvergießens und
dem nach dem Nationalcharakter sich verschieden gestaltenden
Unfug mit der Religion, ziemlich dieselben wie diejenigen,
welche in Frankreich die Unterbrechung der Continuität des
Rechtes herbeiführten. Ich kann nicht annehmen, daß es vor
1789 nicht einige ebenso christliche und conservative Politiker,
ebenso richtige Erkenner des Bösen gegeben hätte, wie wir
sind, und daß die Wahrheit eines von uns als Grundlage
aller Politik hinzustellenden Prinzips ihnen entgangen sein
sollte. Ich finde auch nicht, daß wir auf alle revolutionäre
Erscheinungen nach 1789 das Prinzip ebenso rigoros anwenden
wie auf Frankreich. Die analogen Rechtszustände in Oestreich,
das Prosperiren der Revolution in Portugal, Spanien, Belgien
und in dem durch und durch revolutionären heutigen Däne-
mark, das offne Bekennen und Propagiren der revolutionären
Grundideen von Seiten der Englischen Regirung und das Be-
thätigen derselben noch in dem Neuenburger Conflict, das alles