Auerswald als Leiter des Ministeriums. Huldigungsfrage. 275
Der König kann nicht nachgeben, ohne sich und die Krone für
immer zu ruiniren. Die Mehrzahl der Minister kann es ebenso
wenig; sie würden sich die unmoralischen Bäuche aufschlitzen,
sich politisch vernichten. Sie können nicht anders als unge-
horsam sein und bleiben. Bis jetzt haben ich, der ich eine ganz
entgegengesetzte Position zur brennenden Frage eingenommen,
und (Edwin) Manteuffel mit Mühe verhindert, daß der König
sich beuge. Er würde es thun, wenn ich dazu riethe, aber ich
hoffe zu Gott, daß er meine Zunge lähme, bevor sie zustimmt.
Aber ich stehe allein, ganz allein; Edwin Manteuffel geht heute
auf die Festung 1). Gestern endlich hat mir der König erlaubt,
mich für ihn nach andern Ministern umzusehen. Er ist der
trostlosen Ansicht, er fände, außer bei Stahl und Cp., keine
Männer, die die Huldigung mit Eidesleistung für zulässig er-
achten. Ich frage nun, ob Sie die althergebrachte Erbhuldigung
für ein Attentat gegen die Verfassung halten? Antworten Sie
darauf mit Ja, so habe ich mich getäuscht, wenn ich annahm,
daß Sie meiner Ansicht seien. Treten Sie dieser aber bei und
meinen Sie, daß es ein doctrinärer Schwindel, eine Folge poli-
tischer Engagements und politischer Parteistellung sei, wenn die
lieben Gespielen?) sich nicht in der Lage zu befinden glauben:
so werden Sie auch nicht Anstand nehmen, in den Rath des
Königs einzutreten und die Huldigungsfrage in correcter Weise
zu lösen. Dann werden Sie auch Mittel finden, die beabsich-
tigte Urlaubsreise unverzüglich anzutreten und mich ungesäumt
durch den Telegraphen zu benachrichtigen. Die Worte: „Ja,
ich kommel! reichen aus, besser noch, wenn Sie das Datum Ihrer
Ankunft hinzufügen können. Schleinitz geht unter allen Um-
ständen, ganz abgesehen von der Huldigungsfrage. Das steht
1) Wegen eines Duells mit Twesten, der ihn in der Schrift: „Was
uns noch retten kann,“ einen unheilvollen Mann in einer unheilvollen
Stellung genannt hatte.
2) d. h. die liberalen Minister.