276 Elftes Kapitel: Zwischenzustand.
fest! Aber es ist fraglich, ob Sie sein oder Schwerin's Porte-
feuille zu übernehmen haben werden. S. M. scheint für letzteres
mehr als für ersteres disponirt. Doch ist das cura posterior y.
Es kömmt darauf an, den König zu überzeugen, daß er ohne
affichirten Systemwechsel ein Ministerium finden kann, wie er
es braucht. Ich habe außerdem ähnliche Fragen an Präsident
von Möller und von Selchow gerichtet, bin aber noch ohne
Antwort. Es ist eine trostlose Lage!l Der König leidet ent-
setzlich. Die Nächsten aus seiner Familie sind gegen ihn und
rathen zu einem faulen Frieden. Gott verhüte, daß er nach-
giebt. Thäte er es, so steuerten wir mit vollen Segeln in das
Schlamm-Meer des parlamentarischen Regiments.
Ich zittere vor Geschäfts-Aufregung, denn die vermehrten
Lasten erdrücken mich fast im Verein mit dieser politischen misdre,
indeß — ein braves Pferd stürzt, aber versagt nicht. — Die
Geschäftsnoth entschuldige daher auch die Kürze dieser Zeilen.
Daher nur noch das Eine, daß ich die Brücke hinter mir ab-
gebrochen habe, daß ich daher gehe, wenn der König nachgiebt,
obwohl sich dies eigentlich von selbst versteht.
Dieser Brief soll Ihnen durch den Englischen Courier zu-
gehen, wie Schlieffen verheißt. Antworten Sie mir sogleich
durch den Telegraphen.“
Ich antwortete am 2. Juli:
„Ihr Schreiben durch den Engländer kam gestern in Sturm
und Regen hier an und störte mich in dem Behagen, mit welchem
ich an die ruhige Zeit dachte, die ich in Reinfeld mit Kissinger
und demnächst in Stolpmünde zu verbringen beabsichtigte. In
den Streit wohlthuender Gefühle für junge Auerhühner einer-
seits und Wiedersehn von Frau und Kindern andrerseits tönte
Ihr Commando: zan die Pferde“ mit schrillem Mißklang. Ich
bin geistesträge, matt und kleinmüthig geworden, seit mir das
1) Eine spätere Sorge.