Mittheilungen Roon's über den Verlauf der Ministerkrisis. 283
sonderes vor, so will ich erst in den ersten Septembertagen in
mein Joch zurückkehren. Dann, denke ich, verfehlen wir uns
nicht wieder. Zwar muß ich schon am 9. September wieder
nach dem Rhein zu den Manövern, aber doch nur auf zehn, elf
Tage. Ob der König, wie er will (9), auch Anfang September
auf einige Tage nach Breerlin) gehen wird, scheint eine offene
Frage. Mir scheint, es sei unerläßlich, wenn überhaupt noch
von königlichem Regiment in Preußen die Rede ist.
Nach Ihrem Schreiben darf ich hoffen, daß Sie nicht vor
der Krönung nach Petersburg zurückkehren werden. Ich halte
es für einen großen politischen Fehler, daß die Kreuzzeitung
das Krönungs-Manifest so schonungslos kritisirt hat ). Ein
nicht geringerer würde es sein, wenn die Anhänger des Blatts
bei der Ceremonie fehlten. Das sagen Sie Moritz'). Man
hat durch jenen unglücklichen Artikel viel Terrain verloren; es
muß wiedergewonnen werden.
Zum Schluß noch die besten Wünsche für Ihre verschiedenen
Kuren. Möchten Sie recht gestärkt daraus hervorgehen! Die
Zeit ist nahe, wo Sie alle Ihre Kräfte gebrauchen werden,
zum Heile Ihres Landes. — Ihrer Frau Gemahlin meine,
unsTe respectvollsten freundlichsten Grüße!
Diesen Brief sende ich über Zimmerhausen und recomman-
dirt; er darf nicht in unrechte Hände fallen!
v. Roon.“
Auf Wunsch des Ministers v. Schleinitz") begab ich mich
am 10. Juli nach Baden--Baden, um mich bei dem Könige zu
melden. Er schien von meinem Erscheinen unangenehm über-
rascht in der Meinung, ich komme wegen der Ministerkrisis.
Ich erwähnte, ich hätte gehört, dieselbe sei beigelegt, und sagte,
X) Der König hat seit jenem Artikel die Kreuzzeitung nicht wieder
gelesen.
9 v. Blanckenburg.
:) Vgl. Brief Bismarck's an Roon vom 17. Juli 1861.