Brief Bismarck's an Roon. Antwort Roon's. 299
entzogen, als ich bei der Abreise des Königs nach Dloberan)
hierher (Zimmerhausen) floh, um Hühner zu schießen. Bernstorff,
den ich vor 3—4 Wochen ganz entschlossen fand, seinen Posten
zu verlassen, der ihm viel zu schwer und sauer wird, sagte mir
vor 8 Tagen, daß er doch nicht wisse, ob er nach dem Schluß
der parlamentarischen Session nicht dem Wunsche des Königs
(kalls er ausgesprochen werden sollte) werde nachgeben und
bleiben müssen, wiewohl seine Sehnsucht nach Erlösung nicht
erloschen sei, d. h. in die Wirklichkeit übersetzt, die Session hat
sich so lange hingezogen, daß ihr Schluß voraussichtlich mit der
Entbindung der Gräfin ungefähr zusammenfallen wird; daß
daher eine Versetzungsreise im Winter alsdann noch viel weniger
passen würde als ohne dies. Schon früher sagte er mir nämlich,
daß seine Versetzung nach London spätestens im September statt-
finden müsse, wenn sie für ihn annehmlich sein sollte. Diese
vielleicht verdammliche Selbstsucht auf der einen und die Un-
entschlossenheit des Königs auf der anderen Seite, verbunden
mit v. d. Heydt's Ansicht, daß er sich zwar einen Präsidenten,
nicht aber einen solchen aus der Zahl jüngerer Collegen gefallen
lassen könne und werde, läßt mich zu der früheren Behauptung
zurückkehren, daß Sie als Ministerpräsident und zwar vorläufig
ohne Portefeuille eintreten müssen; letzteres wird sich später
von selbst finden. Daß wir in die Wintersession in der bis-
herigen Unvollständigkeit und Unzulänglichkeit eintreten sollten,
halte ich für ganz widersinnig und unmöglich, und zu dieser
Meinung habe ich mehr als eine Allerhöchste Zustimmung.
Gefochten muß und gefochten wird werden. An Concessionen
und Compromisse ist gar nicht zu denken, am wenigsten ist der
König dazu geneigt. Gefährliche Katastrophen sind daher mit
Sicherheit vorauszusehen, auch ganz abgesehen von den Ver-
wickelungen in unserer äußeren Politik, die schon jetzt einige
recht interessante Verhedderungen aufzuweisen hat. — Ich kann
mir denken, daß Sie, mein alter Freund, sehr disgustirt sind;