382 Siebzehntes Kapitel: Der Frankfurter Fürstentag.
entschiedne Kampf um die Hegemonie für die Belebung unsrer
nationalen Gefühle und für die verfassungsmäßige Entwicklung
nützlich war.
Aber die von Oestreich mit Hülfe des Fürstentags von 1863
erstrebte Bundesreform würde für eine Rivalität zwischen
Preußen, Oestreich und dem Parlamentarismus geringen Raum
gelassen haben. Die Vorherrschaft Oestreichs in der damals
beabsichtigten Bundesreform würde, auf Grund der dynastischen
Befürchtungen vor Preußen und vor parlamentarischen Kämpfen,
vermittelst einer dauernden und systematisch begründeten Bundes-
majorität gesichert gewesen sein.
Das Ansehn Deutschlands nach außen hing in beiden Ge-
staltungen, der dualistischen und der östreichischen, von dem
Grade fester Einigkeit ab, den die eine und die andre der
Gesammtnation gewährt haben würde. Daß Oestreich und
Preußen, sobald sie einig, eine Macht in Europa darstellen,
welche leichtfertig anzugreisen keine der andern Mächte geneigt
war, hat der ganze Verlauf der dänischen Verwicklungen gezeigt.
So lange Preußen allein, wenn auch in Verbindung mit dem
stärksten Ausdruck der öffentlichen Meinung des deutschen Volkes,
einschließlich der Mittelstaaten, die Sache in der Hand hatte,
kam sie nicht vorwärts und führte zu Abschlüssen, wie der
Waffenstillstand von Malmö 0 und die Olmützer Convention:).
Sobald es gelungen war, Oestreich unter Rechberg für eine
mit Preußen übereinstimmende Action zu gewinnen, wurde das
Schwergewicht der beiden deutschen Großstaaten stark genug,
um die Einmischungsgelüste, welche andre Mächte haben konnten,
zurückzuhalten. England hat im Laufe der neuern Geschichte
jederzeit das Bedürfniß der Verbindung mit einer der conti-
nentalen Militärmächte gehabt und die Befriedigung desselben,
je nach dem Standpunkt der englischen Interessen, bald in
) 20. August 1848.
2) 29. November 1850.