Zusammengehen Preußens u. Oestreichs in der Herzogthümerfrage. 393
samen Kämpfen an der Schlei), dem gemeinsamen Einrücken
in Jütland:) und dem gemeinsamen Friedensschlusse mit
Dänemarks). Das preußisch-östreichische Bündniß bewährte sich
selbst unter der Abschwächung, die in der Verstimmung der
übrigen Bundesstaaten lag, doch als hinreichendes Schwerge-
wicht, um die widerstrebende Verstimmung der andern Groß-
mächte, unter deren Druck Dänemark dem gesammten Deutsch-
thum den Handschuh hatte hinwerfen können, im Zaume
zu halten.
Unser weitres Zusammengehn mit Oestreich war gefährdet
zuerst bei dem heftigen Andrang militärischer Einflüsse auf den
König, die ihn zum Ueberschreiten der jütischen Grenze auch
ohne Oestreich bewegen wollten. Mein alter Freund, der Feld-
marschall Wrangel, schickte unchiffrirt die gröbsten Injurien gegen
mich telegraphisch an den König, in denen in Bezug auf mich
von Diplomaten, die an den Galgen gehörten, die Rede war 35).
Damals indessen gelang es mir, den König zu bestimmen,
daß wir nicht um ein Haarbreit an Oestreich vorbei gingen
und namentlich nicht in Wien den Eindruck machten, als ob
Oestreich gegen seinen Willen von uns fortgerissen würde. Meine
guten Beziehungen zu Rechberg und Karolyi ermöglichten es
mir, das Einverständniß über den Einmarsch in Jütland her-
zustellen.
N) Wir blieben infolge dieser Episode Jahre hindurch in perfön-
licher Verstimmung und gingen am Hofe schweigend neben einander
her, bis bei einer der vielen Gelegenheiten, wo wir Tischnachbarn
waren, mich der Feldmarschall verschämt lächelnd anredete: „Mein Sohn,
kannst Du garnicht vergessen?“" Ich antwortete: „Wie sollte ich es an-
fangen, zu vergessen, was ich erlebt habe?“ Darauf er nach längerem
Schweigen: „Kannst Du auch nicht vergeben?" Ich erwiderte: „Von
ganzem Herzen.“ Wir schüttelten uns die Hände und waren wieder
Freunde wie in frühern Zeiten.
1) 6. und 7. Februar 1864.
2) Juli 1864.
„ 30. October 1864.