Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

Wandelbarkeit der östreichischen Freundschaft. 401 
  
beichtväterliche Einflüsse die politischen Entschließungen kreuzen, 
legen jedem Bundesgenossen Oestreichs die Pflicht auf, vorsichtig 
zu sein und die Interessen der eignen Unterthanen nicht aus- 
schließlich von der östreichischen Politik abhängig zu machen. Der 
Ruf der Stabilität, den die letztre unter dem langjährigen Regi- 
mente Metternich's gewonnen hatte, ist nach der Zusammensetzung 
der Habsburgischen Monarchie und nach den bewegenden Kräften 
innerhalb derselben nicht haltbar, mit der Politik des Wiener 
Cabinets vor der Metternich'schen Periode garnicht, und nach 
derselben nicht durchweg in Uebereinstimmung. Sind aber die 
Rückwirkungen der wechselnden Ereignisse und Situationen auf 
die Entschließungen des Wiener Cabinets für die Dauer unbe- 
rechenbar, so ist es auch für jeden Bundesgenossen Oestreichs 
geboten, auf die Pflege von Beziehungen, aus denen sich nöthigen 
Falls andre Combinationen entwickeln ließen, nicht absolut zu 
verzichten. 
Otto Fürst von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. I. 26
	        
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