Plan einer Regentschaft. Bismarck und der Prinz v. Preußen. 43
Die Verhandlung fand bei mir im Hötel des Princes, parterre
rechts, statt und enthielt beiderseits mehr, als sich nieder-
schreiben läßt.
Von diesem Vorgange und von der Aussprache, welche ich
von seiner Gemalin während der Märztage in dem Potsdamer
Stadtschlosse zu hören bekommen hatte, habe ich dem Kaiser
Wilhelm niemals gesprochen und weiß nicht, ob Andre es ge-
than haben. Ich habe ihm diese Erlebnisse verschwiegen auch
in Zeiten wie die des vierjährigen Conflicts, des östreichischen
Krieges und des Culturkampfs, wo ich in der Königin Augusta
den Gegner erkennen mußte, welcher meine Fähigkeit, zu ver-
treten was ich für meine Pflicht hielt, und meine Nerven auf
die schwerste Probe im Leben gestellt hat.
Dagegen muß sie ihrem Gemal nach England geschrieben
haben, daß ich versucht hatte, zu ihm zu gelangen, um seine
Unterstützung für eine contrarevolutionäre Bewegung zur Be-
freiung des Königs zu gewinnen; denn als er auf der Rück-
kehr am 7. Juni einige Minuten auf dem Genthiner Bahnhof
verweilte und ich mich in den Hintergrund gezogen hatte, weil
ich nicht wußte, ob er in seiner Eigenschaft als „Abgeordneter
für Wirsitz“" mit mir gesehn sein wollte, erkannte er mich in
den hintersten Reihen des Publikums, bahnte sich den Weg
durch die vor mir Stehenden, reichte mir die Hand und sagte:
„Ich weiß, daß Sie für mich thätig gewesen sind, und werde
Ihnen das nie vergessen.“
Meine erste Begegnung mit ihm war im Winter 1834/35
auf einem Hofballe gewesen. Ich stand neben einem Herrn
von Schack aus Mecklenburg, der, wie ich, lang gewachsen und
auch in Justiz-Referendarien-Uniform war, was den Prinzen
zu dem Scherz veranlaßte, die Justiz suche sich jetzt die Leute
wohl nach dem Gardemaße aus. Dann zu mir gewandt, fragte
er mich, weshalb ich nicht Soldat geworden sei. „Ich hatte
den Wunsch,“ erwiderte ich, „aber die Eltern waren dagegen,