Schreiben Bethmann's. Gasteiner Vertrag. Schreiben Bismarck's. 17
welchen Schwierigkeiten ich bei den Verhandlungen über diesen
noch zu kämpfen hatte, welche Vorsicht zu beachten war, zeigt
mein nachstehendes Schreiben an Se. Moajestät #:
Gastein, 1. August 1865.
Allergnädigster König und Herr.
Eure Majestät wollen mir huldreich verzeihn, wenn eine
vielleicht zu weit getriebne Sorge für die Interessen des aller-
höchsten Dienstes mich veranlaßt, auf die Mittheilungen zurück-
zukommen, welche Eure Moajestät soeben die Gnade hatten mir
zu machen. Der Gedanke einer Theilung auch nur der Verwaltung
der Herzogthümer würde, wenn er im Augustenburgischen Lager
ruchbar würde, einen heftigen Sturm in Diplomatie und Presse
erregen, weil man den Anfang der definitiven Theilung darin
erblicken und nicht zweifeln würde, daß die Landestheile, welche
der ausschließlich preußischen Verwaltung anheimfallen, für
Augustenburg verloren sind. Ich glaube mit Eurer Mojestät,
daß J. M. die Königin die Mittheilungen geheim halten werde;
wenn aber won Coblenz im Vertraun auf die verwandschaft-
lichen Beziehungen eine Andeutung an die Königin Victoria,
an die Kronprinzlichen Herrschaften, nach Weimar oder nach
Baden gelangte, so könnte allein die Thatsache, daß von uns
das Geheimniß, welches ich dem Grafen Blome auf sein Ver-
langen zusagte, nicht bewahrt worden ist, das Mißtraun des
Kaisers Franz Joseph wecken und die Unterhandlung zum
Scheitern bringen. Hinter diesem Scheitern steht aber fast un-
vermeidlich der Krieg mit Oestreich; Eure Mjestät wollen es
nicht nur meinem Interesse für denrallerhöchsten Dienst, sondern
meiner Anhänglichkeit an Allerhöchstdero Person zu Gute halten,
wenn ich von dem Eindrucke beherrscht bin, daß Eure Majestät
in einen Krieg gegen Oestreich mit einem andern Gesühle und
1) Vgl. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen 1 119 ff.
Otto Fürst von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. II. 2