30 Neunzehntes Kapitel: Schleswig-Holstein.
Am 16. Januar 1864 schrieb mir Seine Moajestät y:
„Mein Sohn kam heute Abend noch zu mir, um mir die
Bitte des Erbprinzen von Augustenburg vorzutragen, aus den
Händen des Herrn Samwer ein Schreiben desselben entgegen-
zunehmen, und ob ich nicht dieserhalb seine Soirée besuchen wolle,
wo ich ganz unbemerkt den pp. S. in einem abgelegenen Zimmer
finden könne. Ich lehnte dies ab, bis ich den Brief des Prinzen
gelesen haben würde, weshalb ich meinem Sohn aufgab, mir
denselben zuzusenden. Dies ist geschehen und lege ich den Brief
hier bei2). Er enthält nichts Verfängliches außer am Schluß,
wo er mich fragt, ob ich dem pp. S. nicht einige Hoffnung geben
könne? Vielleicht könnten Sie mir eine Antwort morgen noch
fertigen lassen, die ich dem pp. S. mitgeben kanns). Wenn ich
ihn incognito bei meinem Sohne doch noch sehen wollte, so könnte
ich ihm keine andere Hoffnung geben, als die, welche in der
Punctation ") angedeutet sind (lies: ist), d. h., daß man nach dem
Siege sehen würde, welch neue Basen für die Zukunft aufzu-
stellen wären, und den Ausspruch in F. a M. über die Suc-
cession abzuwarten. W.“
Und am 18. Januar?:
„Ich berichte Ihnen, daß ich mich doch endschloß, den Samwer
bei meinem Sohne zu sehen ungefähr 6—10 Minuten in dessen
1) Bismarck-Jahrbuch V 254 f., Anhang zu den Gedanken und Er-
innerungen 1 100 f.
:) Veröffentlicht in Jansen, Schleswig-Holsteins Befreiung. Her-
ausg. von Karl Samwer. S. 695 Bell. 11.
") S. dieses von Bismarck verfaßte Schreiben des Königs
vom 18. Januar bei Jansen, Schleswig-Holsteins Befreiung S. 701 f.
Beil. 14.
"!) Am 16. Januar von Rechberg und Werther unterzeichnet, s. Der
deutsch-dänische Krieg, bearbeitet vom Preußischen Generalstab I Anl. 6
S. 217 f.
s) Bismarck-Jahrbuch V 255, Anhang I 101.