Verstimmung der Militärs gegen Bismarck. Französische Einmischung. 37
Einmischung Frankreichs geboten erschien. Letztre datirte von
dem in der Nacht vom 4. zum 5. Juli in Horricz #4) einge-
troffnen, an Seine Majestät gerichteten Telegramm, in welchem
Louis Napoleon dem Könige mittheilte, daß der Kaiser Franz
Joseph ihm Venetien abgetreten und seine Vermittlung ange-
rufen habe. Der glänzende Erfolg der Waffen des Königs
nöthige Napoleon aus seiner bisherigen Zurückhaltung heraus-
zutreten 1). Die Einmischung war hervorgerufen durch unsern
Sieg, nachdem Napoleon bis dahin auf unfre Niederlage und
Hülfsbedürstigkeit gerechnet hatte. Wenn unfrerseits der Sieg
von Königgrätz durch Eingreifen des Generals v. Etzel und durch
energische Verfolgung des geschlagnen Feindes vermittelst unfrer
intacten Cavallerie vollständig ausgenutzt worden wäre, so würde
wahrscheinlich die Sendung des Generals von Gablenz in das
preußische Hauptquartier schon zu dem Abschluß nicht nur eines
Wasffenstillstandes, sondern auch der Basen des künftigen Friedens
geführt haben, bei der Mäßigung, welche unfrerseits und damals
auch noch bei dem Könige in Bezug auf die Bedingungen des
Friedens vorwaltete, eine Mäßigung, die damals von Oestreich
doch schon mehr als nützlich beanspruchte und uns als künftige
Genossen alle bisherigen Bundesglieder, aber alle verkleinert
und verletzt, gelassen hätte. Auf meinen Antrag antwortete
Seine Majestät dem Kaiser Napoleon dilatorisch, aber doch mit
Ablehnung jedes Waffenstillstandes ohne Friedensbürgschaften.
Ich fragte später in Nikolsburg?) den General von Moltke,
X) So schreibt der Generalstab, gesprochen wird es Horsitz.
1) S. L. Schneider, Aus dem Leben Wilhelm's I., Bd. 1 253 f.
!) Diese Frage an Moltke kann nicht erst in Nikolsburg gestellt
worden sein, wohin das Hauptquartier am 18. Juli verlegt wurde. Ihre
Beantwortung durch Moltke in dem im Texte angegebenen Sinne, die
durch Moltke's Schreiben an Bismarck vom 8. Aug. 1866 bestätigt wird,
bestimmte Bismarck dazu, dem Könige die Bildung der ungarischen
Legion vorzuschlagen. Der Befehl dazu erging am 14. Juli. — Vgl.
v. Lettow-Vorbeck, Geschichte des Krieges von 1866 II 597 f.