52 Zwanzigstes Kapitel: Nikolsburg.
liche Kampfplatz Ungarn. Die östreichische Armee, die, wenn
wir bei Preßburg über die Donau gegangen, Wien nicht würde
halten können, würde schwerlich nach Süden ausweichen, wo
sie zwischen die preußische und die italienische Armee geriethe
und durch ihre Annäherung an Italien die gesunkne und durch
Louis Napoleon eingeschränkte Kampflust der Italiener neu
beleben würde; sondern sie würde nach Osten ausweichen und
die Vertheidigung in Ungarn fortsetzen, wenn auch nur in der
Hoffnung auf die in Aussicht stehende Einmischung Frankreichs
und die durch Frankreich vorbereitete Desinteressirung Italiens.
Uebrigens hielte ich auch unter dem rein militärischen Gesichts-
punkte nach meiner Kenntniß des ungarischen Landes die Fort-
setzung des Krieges dort für undankbar, die dort zu erreichenden
Erfolge für nicht im Verhältniß stehend zu den bisher gewonnenen
Siegen, also unser Prestige vermindernd — ganz abgesehn davon,
daß die Verlängerung des Krieges der französischen Einmischung
die Wege ebnen würde. Wir müßten rasch abschließen, ehe
Frankreich Zeit zur Entwicklung weitrer diplomatischer Action
auf Oestreich gewönne.
Gegen alles dies erhob der König keine Einwendung; aber
die vorliegenden Bedingungen erklärte er für ungenügend, ohne
jedoch seine Forderungen bestimmt zu formuliren. Nur so viel
war klar, daß seine Ansprüche seit dem 4. Juli gewachsen waren.
Der Hauoptschuldige könne doch nicht ungestraft ausgehn, die
Verführten könnten wir dann leichter davonkommen lassen, sagte
er, und bestand auf den schon erwähnten Gebietsabtretungen
von Oestreich. Ich erwiderte: Wir hätten nicht eines Richter-
amts zu walten, sondern deutsche Politik zu treiben; Oestreichs
Rivalitätskampf gegen uns sei nicht strafbarer als der unfrige
gegen Oestreich; unfre Aufgabe sei Herstellung oder
Anbahnung deutsch- nationaler Einheit unter Leitung
des Königs von Preußen.
Auf die deutschen Staaten übergehend, sprach er von ver-