gegenüber — im Guten wie im Schlimmen. Handlungsfähig in
Deutschland sind nur zwei Gewalten: Preußen und die Nation.
Preußische Bayonette oder deutsche Proletarierfäuste"), wir sehen
kein Drittes.“ Natürlich sagten sich, nach dieser Leistung Schweitzer's,
die vaterlandslosen Gönner des Blattes sofort feierlich von dem
mißrathenen jungen Kinde los. Schweitzer war in ihren Augen
und in ihren Preßorganen fortan ein „Lump“, ein „Verräther“,
ein „Regierungssozialist“", wie zuvor Lassalle. Aber der „Präsident
der Menschheit", Bernhard Becker, hatte in Schweitzer's Blatt die
einzige wirksame Unterstützung seines Amtes und Vereines schätzen
gelernt, er erklärte daher das „Menschenskelett" nunmehr für einen
edeln und unbeugsamen Volksfreund, und richtete dagegen zur Ab-
wechselung jetzt an Karl Marx die freundliche Aufforderung: sich
mit seinen internationalen Associationen einbalsamiren und als toll
gewordenen Hering in einen Schornstein hängen zu lassen.“ Das
brachte aber Herrn Liebknecht's Grimm zum Ueberschäumen. Er
stellte in der Berliner Gemeinde Lassalle's den Antrag: „Bernhard
Becker als niederträchtigen Verleumder und hoffnungslos unheil-
baren Idioten aus dem Verein auszuschließen.“ Durch die bereits
erzählte Ausweisung Liebknecht's aus Berlin im Sommer 1865
wurde dieses anmuthige Gesellschaftsspiel erheblich in seiner weiteren
Entwickelung beeinträchtigt.
Die Gräfin Hatzfeldt — immer noch eine Macht im Staate
Lassalle's — haßte natürlich Schweitzer, welcher sich ohne und gegen
sie aufgeschwungen hatte, ebenso kräftig wie ihren abtrünnigen
Freund Bernhard Becker, welcher im letzten Jahre seines Amtes
treu zu Schweitzer hielt. Auf der zweiten Generalversammlung des
Vereines Ende 1865 zu Frankfurt a.M. gelang ihr Becker's Sturz
um so leichter, als Schweitzer damals im Gefängniß saß, und statt
Schweitzer's wurde daher Tölcke aus Iserlohn zum Vereinspräsidenten
gewählt, ein Mann, welcher trotz seines parteigeschichtlichen Knüppels,
den er an Stelle der Präsidentenglocke als Beruhigungsmittel in die
Vereinsversammlungen einführte, keineswegs ein roher Mensch war.
Er hatte im Gegentheil ebensoviel Mutterwitz und gesunden Menschen-
verstand, als Thatkraft und Verachtung gegen den vaterlandslosen
Schwindel von Karl Marx und Genossen. Daß Tölcke 1866 kurz
vor Verleihung des allgemeinen Stimmrechtes ein Hoch auf den
König von Preußen ausgebracht, konnte ihm der Marx'sche Anhang
nie verzeihen. Die Frau Gräfin Hatzfeldt sah sich in dem Manne
ihrer Wahl schwer enttäuscht, da er durchaus seine eigenen Wege
ging. Schon im Sommer 1866 legte er, der inneren Wider-
*) Natürlich ist die lebersehzung von Nation in Proletarierfäuste auch
wieder ein echt demagogisches Kunststück v. Schweitzer's.