60 Unsere Sozialdemokratie
besitzlose Lohnarbeiter von rechtswegen sich als „Mitglied dieser
despotischen Herrschermacht“ betrachten, mit „unumschränkter Ge-
walt über Gut, Blut und Gewissen“ aller Menschen; „jeder
Anhänger der Lehre ist Zar und Papst“. Alle Gegner
derselben sind Verbrecher und Hochverräter an der Majestät des
„Volkes“ und „so gipfelt denn“ auch hier „das Dogma
schließlich in der Diktatur einiger Weniger und in
der Aechtung aller Übrigen und man steht außer-
halb des Gesetzes, wenn man außerhalb der Sekte
steht.“ Daß die leitenden Köpfe der sozialdemokratischen Partei
einzig und allein nach diesem Ziele trachten und sich völlig klar
darüber sind, daß dieses Ziel nur zuerreichen ist durch
ein Meer von Blut und Thränen, durch die ge-
waltsamste und brutalste Revolution, welche die
Menschengeschichte erleben könnte, dafür nur zwei be-
kannte Beweise. Karl Marx schrieb 1875: „Zwischen der“ (heu-
tigen) „kapitalistischen und“ (der künftigen) „kommunistischen
Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwand-
lung der einen in die andere, die revolutionäre Diktatur
des Proletariats.“ Und um keinen Zweifel darüber zu
lassen, was hierunter zu verstehen sei, schrieb der Großkophta.
der Partei Fr. Engels 1891: „„Diktatur des Proletariats“. Ihr
Herren, wollt ihr wissen, wie diese Diktatur aussieht?
Seht euch die Pariser Kommune an. Das war die
Diktatur des Proletariatsl“
Da wissen wir denn alle, was uns bevorsteht, wenn wir
diese herrliche „Diktatur des Proletariates“ in der „Periode der
revolutionären Umwandlung“ je erleben sollten. Der franzö-
sische Jakobiner vor hundert Jahren, welcher seine Wider-
sacher köpfte, ersäufte und mit Keulen totschlug, war noch ein
reiner Waisenknabe gegen die Helden der Pariser Kommune,
welche Geiseln erschossen und öffentliche Gebäude anzündeten
und plünderten und dafür von den Herren Liebknecht, Bebel
und der gesamten sozialdemokratischen Presse jahraus jahrein
als die edelsten Heiligen der Menschheit gepriesen werden. Auch