Full text: Wittelsbachische Regesten.

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hinsicht. Einmal wurde das alte herzoglich bairische archiv in drei archive: ein haus-, ein staats- und ein 
reichsarchiv (letztere beide mit sehr unglücklich gewählten synonymen benennungen) zertheilt, wovon nun die 
zwei ersteren, wegen der neueren archivalien die sie enthalten, schwer zugänglich sind, was an sich natürlich, 
aber dadurch sehr übel ist, dass sie auch ältere stücke bewahren, deren benutzung die geschichte, wenn sie 
nicht ganz unvollständig bleiben soll, nicht entbehren kann. Es wäre also wünschenswerth, dass vor allen 
dingen diese älteren stücke (etwa bis auf die zeit des westphälischen friedens) wieder in das zugänglichere 
reichsarchiv,welches ohnedies wohl den grösseren theil des alten herzoglichen archives enthält, zurückgebracht, 
oder doch wenigstens in treuen abschriften daselbst hinterlegt würden, wie denn auch manche derselben bereits 
in die vom reichsarchiv herausgegebenen Regesta Boica aufgenommen wurden. Eine zweite zersplitterung hat 
nicht blos die landesarchive betroffen, die man theilweise nach München brachte, sondern auch in bezug auf 
einige reichsstädtische archive statt gefunden, inden man bei der besitznahme dieser städte bruchstücke ihrer 
archive nach München abführte, und zwar dem anschein nach ohne alle auswahl. So hat z. b. Augsburg seine 
von Ludwig dem Baiern herrührenden privilegien behalten, aber die von Karl IV nach München abgeben müssen. 
Dadurch kann nun an keinem von beiden orten die geschichte einer solchen stadt bearbeitet werden, und alle 
erläuterung und belebung die der herkunftsort noch heute spendet, ist erstorben an dem fremden. Meines erach- 
tens sollten den reichsstädten, die ia als stadtgemeinden noch fortexistiren, ihre archive zurückgegeben werden, 
natürlich mit der verpflichtung zu guter aufbewahrung. 
Ueber bestand und einrichtung des reichsarchivs finden sich einige allgemeine nachrichten in Langs Me- 
moiren 2,162—165, und in einem kleinen aufsatz Freybergs in Friedemanns Zeitschrift für die Archive 1,148— 
151. Bei dieser spärlichkeit und der unbegreiflichen einsylbigkeit oder dem gänzlichen schweigen das man bei 
der publication der Monumenta und der Regesta beobachtete, lässt sich nähere kunde nur aus gelegentlichen 
erwähnungen folgern, von denen einige wichtigere mit rücksicht auf das historische intresse Oestreichs von 
Meiller in dem Archiv für Oestr. Geschichtsquellen 11,59— 100 zusammengestellt sind. Namentlich findet sich 
daselbst ein aus Moritzens citaten gebildetes verzeichniss von im reichsarchiv aufbewahrten copialbüchern. 
Aber wie viel vollständiger hätte diese dankenswerthe arbeit aus dem reichsarchiv selbst hervorgehen können! 
Was nun dasienige betrifft, was zunächst von dem reichsarchiv gedruckt zu erwünschen wäre, so ist es 
meiner meinung nach das folgende, was ich bereits am 16 april 1848 denı damaligen vorstande freiherrn von 
Hormayr auf sein befragen als solches bezeichnete: 
1) Eine geschichte und beschreibung des reichsarchivs wie sie Gachard in einem bericht über das bel- 
gische reichsarchiv zu Brüssel (Rapport a M. le ministre de l’interieur sur les archives generales du royaume 
par M. Gachard (Extrait du Moniteur Belgique du 21 ianvier 1838) Bruxelles, imprimerie du Moniteur Belge. 
1838. 8. 56 seiten) und Beyer in einem aufsatz in Friedemanns Zeitschrift 1,1—32 über das trierische archiv zu 
Coblenz geliefert haben. Eine solche arbeit ist dem benutzer unentbehrlicher führer bei seinen forschungen. Ich 
kann es nicht genug rühmen wie nützlich mir in dieser hinsicht Gachards arbeiten zu Brüssel gewesen sind. 
2) Ein raisonnirender catalog über die sämmtlichen handschriften in bänden welche das archiv besitzt, 
namentlich über die copialbücher, wie einen solchen Gachard über die in Brüssel befindlichen copialbücher, das 
französische gourernement (freilich vorerst nur in knapper aber doch sehr nützlicher übersicht) als Catalogue 
general des Cartulaires des archives departementales (Paris. 1847. 4. VIll und 285 seiten) über die in den de- 
partementalarchiven vorhandenen herausgegeben hat. Auch über die handschriften des kaiserlichen archivs zu 
Wien existirt ein solcher catalog in handschrift, der dem benutzer des archivs vorgelegt wird, und aus welchem 
Pertz im Archiv der Ges. 6,100— 131 reichhaltige auszüge bekannt gemacht hat *). 
maculatur zum verkaule ausgeschieden, 1000 centner seien zurückgeblieben. Aber längst ist bei weitem nicht mehr so 
viel in Aschaffenburg vorhanden, und aus iener verkauften maculatur wurden von autographensammilern che sie ganz 
eingestampft war noch seltenheiten ausgelesen. — Diese nachrichten, die stoff zu düstern betrachtungen geben, stelle ich 
hier zusammen, weil man gewiss mit mir bedauern wird, dass die verlornen stücke nicht wenigstens noch zuvor wissen- 
schaftlich ausgenutzt worden sind. 
*) Ich will doch ein beispiel anführen, um zu zeigen wie nöthig ein solcher katalog wäre, wenn die wissenschaft 
gefördert werden soll. Längst war es der wunsch der gelehrten, dass Jas habsburger urbar, das könig Albrecht zu anfang 
des vierzehnten iahrh. hatte anfertigen lassen, und von dem früher nur bruchstücke veröffentlicht worden waren, vollständig 
herausgegeben werden möge. Herr bibliothekar Pfeiffer in Stuttgart übernahm endlich diese mühsame arbeit zur freude
	        
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