98. König Friedrich Augus I. 1806—1813.
Minsk aufzuhalten strebte. Es war der beschwerlichste Theil
des ganzen Feldzugs für das 7. Armeecorps; auch hier
hatten die Uniformen meist schon den wunderlichsten Ber-
bHüllungen zum Schutz gegen die rauhe Witterung Platz ge-
macht. Die auf 1200 Pferde zusammengeschmolzene Kavalerie
vermochte nichts mehr gegen die Dreistigkeit der Kosaken,
welche die Hospitäler eines nach dem andern aufhoben und
das Corps nach und nach von allen Nachrichten abschnitten.
Tschitschagoff aufzuhalten, daran konnte. Reynier nicht mehr
denken, er mußte froh sein, wenn er durch geschickte Bewe-
gungen sich Sackens Angriffen entziehen konnte; zuletzt gieng er
über die Sümpfe der Narew und stellte sich zwischen Porosow
und Podorosk so auf, daß er sich jederzeit nach der Seite, wo#
er nöthig sei, wenden konnte.
Sacken, stets seinen Hauptzweck, die Osterreicher und
Sachsen von Tschitschagoffs Verfolgung abzuhalten, vor Augen,
kümmerte sich nicht um das offenstehende Herzogthum Warschau
sondern folgte unverwandt Reyniers Spuren. Sobald dieser
sich überzeugte, daß Sacken und Melissen vereinigt mit einer
mehr als doppelt überlegenen Macht ihm im Rücken ständen,
nahm er seine erschöpften Truppen in eine vortheilhafte
Stellung hinter Wolkowisk zurück; hier stieß die Division
Durutte, schlechte, zusammengeraffte Truppen, zum Theil spa-
nische Kriegsgefangene, zu ihm. So sicher glaubte sich Reynier,
daß er sein Hauptquartier in dem Städtchen Wolkowisk selbst,
unmittelbar hinter den Vorposten, nahm. Hiervon durch jüdische
Einwohner unterrichtet, übersiel Sacken in der Nacht vom
14. zum 15. November den offenen Ort und würde den
General mit seiner ganzen Umgebung gefangen genommen haben,
wenn sich nicht das Fußvolk den Eindringenden entschlossen
entgegengeworfen hätte; doch mußte der brennende Ort dem
Feinde überlassen werden. Bei Tagesanbruch erneuerte zwar
Sacken mit seiner ganzen Macht, 25000 Mann, den Angriff,
wurde aber mit großem Verluste geworfen, ebenso wurden die
am 15tn und 16ten unausgesetzt wiederholten Angriffe trotz der
grimmigen Kälte, die das Blut an den Wunden zu Eis-