100 König Friedrich August I. 1806—1813.
auf einem Raume von nur 20 Meilen Länge und 10 Meilen
Breite in vielen Kreuz= und Querzügen einen Weg von
90 Meilen zurückgelegt hatte, ungefähr wieder auf der näm-
lichen Stelle, von der es ausgegangen war, verließ aber auch
diese bei Sackens Annäherung und auf die Nachricht, daß die
große Armee sich bereits gegen Kowno zurückziehe; am Weih-
nachtsmorgen giengen die letzten Sachsen auf dem Eise über
den Fluß, noch bis zur Weichsel von den Russen lebhaft be-
unruhigt.
Die augenfällige Schonung, welche die Russen gegen die
Osterreicher bewiesen, gestattete auch dem 7. Armeecorps
einen längeren Aufenthalt in der Gegend von Warschau, den
Reynier zur Fortschaffung der Depots und der Hospitäler be-
nutzte; über 4000 Kranke bedeckten die Straße nach Kalisch.
Aber die an sich geringe Hoffnung, sich den Winter über in
Warschau behaupten zu können, wurde durch Yorks Capitu-
lation vollends vereitelt. Die Sachsen zählten kaum noch
6000 Mann unter den Waffen, 600 und von der Diodision
Durutte weitere 1200 hatten sie zur Besatzung von Modlin
abgeben müssen; eine Anzahl Offiziere und Unteroffiziere
giengen um bei der Reorganisation des Heeres verwendet zu
werden nach Sachsen, die beiden Divisionen wurden in eine
zusammengeschmolzen, Generalleutnant v. Funck, der sich mit
Reynier und dem Generalstab überworfen hatte, zurückberufen.
N#poleon hatte zwar Schwarzenberg und Reynier befohlen,
Warschau so lange wie möglich zu halten; da aber ersterer
bereits aus Wien die Weisung erhalten hatte, sich nach Galizien
zurückzuziehen, so räumten die Sachsen 2. und 3. Februar
die Stadt, nachdem einer am üften getroffenen Uebereinkunft
gemäß die Osterreicher, um sie gegen unmittelbare Ver-
folgung zu schützen, sämtliche Vorposten allein übernommen
hatten. Am 6ten übergab Schwarzenberg Warschau an Milo-
radowitsch; der freie Abzug, den dieser den dort zurückgelas-
senen 1500 kranken Sachsen zugestanden hatte, erhielt jedoch
die Genehmigung des Kaisers nicht. Trotz jener Vorsichts-
maßregel wurde Reynier beim Abmarsch aus Brzyn von den