Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Ruffischer Felbzug von 1812. 101 
Russen eingeholt und mehrmals angefallen. In der Nähe 
von Kalisch glaubte er Athem schöpfen zu können, vertheilte 
die Truppen, ohne auf Lecoos Warnung zu hören, in ausge- 
dehnte Cantonnements und gab dadurch Winzingerode Gelegen- 
heit, sich 13. Februar mit 10000 Mann Irfanterie und 
6000 zu Pferde mitten zwischen die getrennten Abtheilungen 
zu werfen; einzelne, wie Generalmajor v. Nostitz mit dem 
nicht mehr ganz 450 Mann starken Regiment Prinz Anton, 
wurden schnell umringt und, wenn auch erst nach tapferer 
Gegenwehr, gefangen genommen; andere, wie namentlich die 
Brigaden v. Steindel und v. Sahr schlugen sich glücklich zu 
Reynier nach Kalisch durch; die Brigade Gablenz, die nach 
Brzezeny verschlagen worden war, zog sich über die Prosna 
nach Schildberg zurück um sich in Schlesien wieder mit dem 
Hauptcorps zu vereinigen, erhielt aber von Reynier 15. Fe- 
bruar den Befehl, das als neutral anerkannte schlesische 
Gebiet nicht zu betreten sondern sich an Poniatowski, oder im 
Nothfall an die Osterreicher bei Radomsk anzuschließen; das 
Letztere geschah und Gablenz bezog vorläufig Cantonnierungen 
in der Gegend von Krakau. Es war also zwar Winzingerode 
nicht gelungen das zertrennte Corps ganz aufzureiben, den- 
noch kostete diesem der Ueberfall über 1000 Munn nebst sechs 
Kanonen und zwei Fahnen; der weitere Rückzug hinter die 
Oder blieb unbehelligt, und da die Behauptung dieses Stromes 
den Trümmern des französischen Heeres unmöglich war, so 
beeilte es sich, die Straße von Breslau nach Dresden zu ge- 
winnen.
	        
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