104 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
balten, brachte aber in Polen, wohin sie kaum mehr gelangte,
keinen, in Sachsen, wo man ohnehin von Polen nichts wissen
wollte und wo man sie unter den obwaltenden Umständen als
eine Unklugheit verurtheilte, einen sehr ungünstigen Eindruck
hervor; auf sie schob man es, daß der Kaiser Alexander die
Ratification der Convention wegen der in Warschau zurückge-
lassenen sächsischen Kranken verweigerte; schon tauchte die
trübe Ahnung auf, daß durch ähnliche Schritte, im Falle Ruß-
land die Uebermacht behalte, der König sich um sein Land
bringen werde ). Die Gegenwart der aus Warschau ge-
flüchteten Mitglieder des polnischen Ministerconseils wurde in
Dresden vom Publikum sehr miffällig bemerkt; eines Morgens
fand man an Senffte Thüre die Spottinschrift „Hôtel de
Pologne“. Was sie berichteten, lautete sehr untröstlich; „die
polnische Frage“, hatte Napoleon auf der Durchreise durch
Warschau zu einigen von ihnen gesagt, „wird sehr schwierig,
aber das Herzogthum Warschau wird bleiben, sei es dem
Könige von Sachsen oder einem Andern.“ Auch dadurch noch
nicht entnüchtert entwarf Senfft mit den Polen das Preject,
England für die Aufrechterhaltung des Herzogthums zu inter-
essieren 2), aber selost wenn des Königs Furchtsamkeit einen so
eigenmächtigen Schritt nicht verhindert hätte, so wurden doch
alle Anordnungen zur Vertheidigung desselben durch das Vor-
dringen der Russen überflüssig, und bald drängten die Sorgen
um Sachsen selbst alle anderen in den Hintergrund.
Dem Gottesgericht in Rußland war Yorks Convention zu
Tauroggen, die begeisterte Erhebung des preußischen Volkes,
die Reise des Königs von Potsdam nach Breslau gefolgt.
Sein Abgesandter Knesebeck fand den Kaiser Alexander bereit
und entschlossen, Preußen zur Wiedererlangung des Verlorenen
zu verhelfen, ja ihm erweiterte Grenzen zu verschaffen, nur
von einer Herausgabe des durch die russischen Waffen in Besitz
genommenen Herzogthums Warschau wollte er nichts wissen;
1) Mittheilungen eines sächsischen Staatsmannes, S. 192.
2) Senfft, p. 29.