Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Warschau's Schicksal. Napolcons Rllstungen. 105 
er bot als Entschädigung dafür Sachsen an, das in Folge 
seines bisherigen Benehmens als erobertes Land behandelt, 
dessen König anderwärts, vielleicht in Italien, entschädigt 
werden solle. Hardenberg wies zwar den Vorschlag nicht 
direct von der Hand, die Hauptsache aber schien ihm für den 
Augenblick die Besiegung des gemeinsamen Feindes, die preu- 
bische Entschädigung blieb im Ungewissen 1), und am 28. Fe- 
bruar unterzeichnete Scharnhorst zu Kalisch jenen denkwürdigen 
Vertrag, durch welchen sich Alexander aufs feierlichste verpflich- 
tete, die Waffen nicht niederzulegen, bevor nicht Preußen in 
den Machtrerhältnissen vor 1806 und in wohlabgerundeten 
Grenzen wiederhergestellt sei, und zu diesem Zwecke alle die 
Gebiete zu verwenden, die im nördlichen Deutschland verfüg- 
bar werden würden, mit Ausnahme der alten Besitzungen des 
Hauses Hannover. Hilfebedürftig wie es war, ließ es also“ 
Preußen geschehen, daß Rußland sich des ehemals preußischen 
Polens bemächtigte, während es selbst mit unbestimmten Ver- 
beißungen abgefunden wurde. Scharnhorst gab sich die erdenk- 
liche Mühe, die russischen Heere vorwärts zu bringen um in 
raschem Ansturm einen möglichst großen Theil Deutschlands 
für den gemeinsamen Kampf zu gewinnen und den Schauplatz 
des Krieges nach dem Rhein hin zu verlegen, aber alle seine 
Bemühungen scheiterten theils an der Schwäche, theils an der 
Unlust der Russen. 
Durch diese Zögerungen erhielt Napoleon die Möglichkeit, 
statt am Rhein schon an der Elbe seinen Gegnern die Stirn 
zu bieten und, sobald er im Felde erschien, selbst die Offensive 
zu ergreifen. Die Kraft und der Stolz des Riesen schienen 
durch den ungeheuren Schlag von 1812 kaum berührt. Sein 
Erstes nach seiner Ankunft in Paris war, daß er den General 
Granier mit 35000 Mann alter Kerntruppen aus Italien an 
die Elbe rief; schon am 9. Januar gieng der Haupttheil der- 
selben in der Richtung auf Berlin durch Leipzig. An die 
Rheinbundstaaten erließ er gemessene Befehle wegen Erneuerung 
1) Pery, Steins Leben II, 301. 
1812
	        
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