4 Köonig Friedrich August I. 1806 -1813.
dachte, das durch die Entlassung der Minister v. Loß und
v. Low in Auflösung gerathene Cabinet neu zu bilden. Der
Kaiser, verfehlte Bose nicht hinzuzusetzen, habe von Anfang an
ihn selbst als die dazu geeignetste Perssnlichkeit bezeichnet.
Doch überhörte der König anfangs diesen Wink und beauftragte
vielmehr Bose, anzufragen, ob die Wahl des Grafen Schön-
feld, bisherigen Gesandten in Wien, des Kaisers Beifall haben
würde. War doch, nachdem Napoleons Machtspruch die bis-
herigen Minister entfernt hatte, nichts natürlicher, als daß
er auch ihre Nachfolger bestimmte; und da dieser auf dem
Grafen Bose bestand, so erfolgte dessen Ernennung zum Minister
der auswärtigen Beziehungen, wie jetzt in Nachahmung Frank-
reichs das Etranger -Departement umgetauft wurde. Das
Innere behielt Graf Hopfgarten, das Militärdepartement be-
kam auf Bose's Veranlassung General v. Cerrini, ein unbedeu-
tender Mann, dessen Hauptverdienst darin bestand, daß er
Katholik war 1).
Napoleon hatte sich sein Werkzeug trefflich gewählt. Knech-
tische Unterwerfung unter die Befehle des französischen Kaisers
wurde oberster Grundsatz von Bose's Politik. König Friedrich
August, in dessen Wesen sich der Stolz auf seine fürstliche
Souveränetät in eigenthümlicher Weise vertrug mit dem Be-
dürfniß nach Anlehnung an eine höhere Auctorität, beugte das
Haupt willig unter das französische Protectorat. Das Reich.
war zerfallen, Sachsens mächtige Nachbarn Osterreich und
Preußen lagen besiegt am Boden; wo anders hätte er die
Stütze, ohne die er einmal nicht sein konnte, finden sollen als
bei Napoleon und dem Rheinbunde? Und hatte er sich einmal
diesem neuen Verhältnisse angeschlossen, so entsprach es ganz
der Zähigkeit seines Charakters, sich auch mit aller Kraft daran
festzuklammern. Wie bei ihm die Pflichttreue zur Pedanterie
wurde, so schlug seine demüthige Ergebung in den Willen der
Vorsehung mit zunehmendem Alter zur absoluten Unfähigkeit
eines selbständigen Entschlusses um. Seine Handlungen mußten
1) Memoires du Comte de Senfft, p. 71.