Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Sprengung der dresdner Elbbrücke. 116 
Hierauf wälzte sich der immer mehr anschwellende Haufe vor 
das Brühl'sche Palais, Reyniers Wohnung, unter dem Geschrei: 
„Fort mit den Franzosen! Reynier heraus!“ flogen Steine 
gegen die Fenster. Reynier bewahrte auch hier seine gewohnte 
Ruhe, während Durutte schäumend vor Wuth mit Kartätschen 
unter den Haufen zu schießen drohte. Der Rath hatte die 
Fassung verloren. Inzwischen war General Lecoq mit einigen 
Compagnien Grenadieren auf dem Platze erschienen, seinem und 
seiner Offiziere Zureden gelang es, die erhitzten Gemüther zu 
besänftigen, so daß abends zehn Uhr die Ruhe wiederhergestellt 
war. Die Grenadiere blieben als Wache vor dem Palais, 
Lecoq selbst verbrachte die Nacht in Reyniers Quartier. Am 
folgenden Morgen erinnerte eine Kundmachung der Immediat- 
commission daran, „welchergestalt Ihro Königl. Majestät beie 
Ihrer Abreise Ihre getreuen Unterthauen ermahnt haben, 
durch ein ruhiges, ordnungsmäßiges Verhalten den alten 
Ruhm des sächsischen Volkes zu behaupten“, und schärfte das 
Tumultmandat von 1791 ein; zugleich aber richtete sie an 
Reynier eine Remonstration gegen die Fortsetzung der Zerstö- 
rungsansialten, welche Lecog durch die dringendsten Vorstel= 
lungen unterstützte. Allein Reynier glaubte es nun der fran- 
zösischen Ehre schuldig zu sein, seinen Willen durchzusetzen. Es 
mußten nicht nur zu seiner Genugthuung einige wirkliche oder 
angebliche Rädvelsführer — denn niemand wollte deren erkannt 
haben — rerhaftet und auf den Königstein gebracht sondern 
auch die Sprengvorrichtungen in der folgenden Nacht durch 
sächsische Sapeurs und Bergleute aus den potschapeler Kohlen- 
bergwerken unter Leitung des IJugenieurmajors Damm voll- 
endet werden; die eingelassenen Minenkästen waren aber auf 
Reyniers Befehl, mit Sand gefüllt. Die Immediatcommission 
hatte zur Aufrechthaltung der Nuhe Kavalerie in die Stadt 
beordert, denn wenn es dahin gekommen wire, daß die In- 
fanterie von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte, so stand 
bei der maßlosen Erbitterung des Volkes das Auferste zu be- 
fürchten. Zezschwitz beschwor Senfft brieflich, „Alles anzu- 
wenden, daß der König jetzt Plauen nicht verlasse, da diese 
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