Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

142 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
und seines Fürstenhauses voraussahen. In diesem Sinne schrieb 
v. Miltitz, damals Marschcommissar in Winzingerode's Haupt- 
quartier, an Thielmann-), desgleichen der in Ruhestand ge- 
tretene General v. Vieth. Im Fall Napoleon Sieger bleiben 
sollte, hob letzterer hervor, müsse der König gegen diesen rein 
erscheinen, da die Festung ohne seinen Befehl übergeben worden, 
in dem wahrscheinlicheren Falle aber des Sieges der Verbün- 
deten könne Thielmann erklären, auf geheimen Befehl des 
Königs gehandelt zu haben 2). Thielmann hätte nicht selbst 
von Widerwillen gegen alles, was Franzos bieß, erfüllt sein 
müssen, um das Gewicht dieser Gründe zu verkennen; ver- 
schiedene seiner Aeußerungen deuteten auf eine bevorstehende 
Anderung der Dinge hin. Aber vor einem Schritt, wie jene 
ihn ihm zumutheten, schrak er zurück; er hoffte vielmehr durch 
seine Vorstellungen das sächsische Cabinet zu einer Anderung 
seiner Haltung zu bewegen. Allein der Oberstleutnant v. Brause, 
den er deshalb nach NRegensburg geschickt hatte, wurde ebenso 
wie sein von dort zurückkehrender Adjutant v. Minkwitz in 
Dresden von Stein zurückgewiesen, wahrscheinlich um Thielmann 
dadurch zu einer bestimmten Entscheidung zu drängen; Stein 
1) Wurzen, 7. April: „Gestehen wir es uns nur unverhohlen, welche 
unsere wirkliche Lage gegenwärtig ist. Unser König ist im Begriff seine 
Krone zu verlieren. Eine bestimmte Weigerung von seiner Seite ent- 
schcidet gegen ihn und sein Haus, ein längeres Zögern wird eine fremde 
Administration herbeiführen ... die gegenwärtige Regierung wird außer 
Thtigkeit gesetzt, die Verfassung gewaltsam verletzt, der Credit des Landes 
gestürzt, das Land zerstückelt . Und dieses Unglück, diese Schmach, 
wer wird sie ertragen können? Ncin, edler Thielmann, das kann nicht 
sein, das können Sie nicht zugeben! Retten Sie um Gottes willen, 
retten Sie Ihr Vaterland vom Verderben, bewahrca Sie es vor Ent- 
ehrung! Und das ist in Ihrer Macht; denn von dem Augenblicke an, 
wo Sie mit Ihrer Armee sich laut und bestimmt für die gemeinschaftliche 
Sache erklären, ist, das bin ich befugt zu sagen, dem Könige seine Krone 
und der vollkommenste und unabhängigste Besitz seiner Länder, so wie er 
sie vor dem posener Frieden besaß, zugesichert.“ Mittheilungen, S. 200. 
2) v. Vieth, Auszüge aus den Papieren eines Sachsen (1843), 
S. 20.
	        
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