Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Sachsens Anschluß an Ssterreich. 149 
ködem, wonach dem Könige Friedrich Wilhelm nur 1 Million 
Unterthanen verbleiben, 2 Millionen an Osterreich fallen und 
ebensoviel zwischen Sachsen und Westfalen vertheilt werden 
sollten, glitt wirkungslos ab. Ferner theilte man in Wien 
ganz die in Dresden und Regensburg so lebhaft erwachten 
Empfindungen der Eifersucht auf Preußen und des Abscheus 
vor dem jakobinischen Geiste, der dort im Volke, ja selbst im 
haubtenante um sich zu greifen drohte; endlich konnte für 
sterreich, welches für den Fall eines Zerfalls des Rhein- 
bundes die Glieder desselben um sich zu sammeln gedachte, 
nichts willkommener sein, als wenn Sachsen freiwillig ihm in 
die Arme eilte. So entsprach die Sprödigkeit, welche Sachsen 
gegen die Verbündeten an den Tag legte, ganz Osterreichs 
Wünschen, denn sie vermehrte nur das Gewicht seines eigenen 
Auftretens und den Werth seiner Freundschaft. Daß Sachsens 
Lage ein solches Zuwarten überhaupt nicht gestattete, blieb dabei 
ganz außer Betracht. 
Aber das, wovon das sächsische Cabinet bislang noch gar 
keine Ahnung hatte, war, daß Osterreich bereits seit langem in 
geheimem Eimerständniß mit den Aliierten stand und für den 
Fall, raß Napoleon seine Vermittelung zurückweise, seinen 
Beitritt zu dem großen Bunde zugesagt hatte. Es wußte 
nichts, davon, daß Lebzeltern, damit Osterreich nicht durch das 
in Galizien stehende polnische Corps unter Poniatowski in 
einen Conflict mit Rußland verwickelt werde, am 19. März zu 
Kalisch eine geheime Convention mit dem Grafen Nesselrode 
abgeschlossen hatte, wonach Frimont, Schwarzenbergs Nachfolger, 
zum Schein sich von den Russen über die obere Weichsel zu- 
rückdrängen lassen und das Corps Poniatowski's mit sich führen, 
der verfolgende Sacken aber die österreichische Grenze respectieren 
solle; arglos gieng es 8. April auf den von Osterreich vorge- 
schlagenen Vertrag ein, nach welchem den polnischen Truppen und 
den bei ihnen befindlichen Sachsen unter Gablenz, sobald sie das 
österreichische Gebiet beträten, die Waffen abgenommen und die- 
selben bis zu einem noch zu bestimmenden Punkte der sächsischen 
oder bairischen Grenze geleitet werden sollten. Erst die In-
	        
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