156 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
Entrüstung ließ er Poniatowski wissen, er erwarte, daß er
eher zum Außersten greifen als sich einer solchen Zumuthung
unterwerfen werde, dem Kaiser liege nicht das geringste daran,
Leute zu retten, die sich entehrt hätten. Doch hatte bereits
die österreichische Regierung eingelenkt und nachträglich Ponia-
tow#o##i gestattet, die Waffen zu behalten ½).
Am 21. April brachte Breuer die Tags vorher in Wien
unterzeichnete Convention nach Linz, wo sie trotz einiger öster-
reichischerseits daran vorgenommenen Anderungen sofort die
königliche Sanction erhielt. Beim Anublick freilich der noch
weit im Rückstand befindlichen österreichischen Rüstungen konnte
man nur voll Sorge daran denken, was in der Zwischenzeit
aus Sachsen werden würde ?). Senfft aber vermochte es noch
gar nicht zu fassen, daß Sachsen durch den Vund mit Oster-
reich so wider Wissen und Willen zum Bundesgenossen Preußens
und Rußlands werden solle. Um einen letzten Versuch zu
machen, wie viel sich noch durch persönliche Einwirkuug daran
äinndern lasse, begab er sich, während der König die Reise nach
Prag fortsetzte, von Linz aus heimlich und unter falschem Namen
nach Wien, so ungern ihn auch der König von seiner Seite
ließ. In einer geheimen Unterredung mit Metternich über-
zeugte er sich jedoch bald, daß dieser nicht mehr an die Mög-
lichkeit des Friedens glaube und nur noch Zeit zu gewinnen
suche; aus diesem Grunde wünschte er auch, daß das sächsische
Cabinct, ohne etwaige Unterhandlungen mit Preußen und Ruß-
land von der Hand zu weisen, sorgfältig alles rermeide, was
zum Bruch mit Frankreich führen könne. Von dem Erfolg
seiner Reise wenig befriedigt, traf Senfft einen Tag nach dem
1) Thiers XV, 427. Senfft, p. 220.
2) Langenau an Zezschwitz, Linz, 23. April: „In Osterreich versam-
meln sich 80000 Mann; vor vier bis sechs Wochen sind sie jedoch nicht im
Stande, activen Antheil zu nehmen. Ich wollte, diese Zeit wäre Über-
standen und die Preußen bis dahin nicht geschlagen. Nicht daß eine ver-
lorene Schlacht einen sehr bedeutenden Einfluß auf die allgemeine Lage
der Dinge und auf Oserreichs Entschlllsse haben dürfte, wohl aber wegen
unserm armen Vaterlande, dem es dann traurig ergehen würde.“