164 Sachsen während des Besreiungskriegs von 1813.
gangbar zu machen; ohne dessen Vollendung abzuwarten passierte
die Division Charpentier, nachdem die Russen am 10ten die
Neustadt vollständig geräumt hatten, die Lücke mittelst Feuer-
leitern um die Verfolgung fortzusetzen; sowie dann unter des
Kaisers eigenen Augen der Holzbau fertig geworden, begann
am Vormittag des 116en der Übergang der gesamten franzö-
sischen Heeresmacht.
Am Abend des 8ten hatte Nepoleon die Immediatcommission
vor sich in das königliche Schloß beschieden; sein Groll gegen
das sächsische Cabinet war grenzenlos, seitdem er durch seinen
Getreuesten, den König von Würtemberg, von den geheimen
Verhandlungen desselben mit dem wiener Hofe Kenntniß hatte 1);
er ergieng sich in heftigen Ausfällen gegen die Rathgeber des
Königs, Senfft und Langenau, besonders aber gegen Thielmann,
er werde seine Truppen gegen Torgau vrorrücken lassen, und
wenn dort franzssisches Blut fließe, werde er das Land feind-
lich behandeln; er verlangte, daß sogleich eines der Mitglieder
sich nach Torgau begebe und Thielmann die Übergabe befehle.
Die Einrede ihrer Incompetenz wurde nicht angenommen,
Friesen mußte noch dieselbe Nacht abreisen.
In Prag saß unterdessen der König ängstlich hinüberschauend
bald nach den Ufern der Saale, wo sich das Schicksal seines
Landes entscheiden mußte, bald nach Wien, von wo die ersehnte
Entscheidung Osterreichs noch immer auf sich warten ließ.
Am zten überbrachte ein Kurier des Herzogs von Weimar
einen von diesem auf Napoleons ausdrückliches Verlangen ge-
schriebenen Brief, der im Fall eines Sieges der französischen
Waffen das Schlimmste befürchten ließ ). Noch hielt der
König Stand, seine Antwort an den Kaiser war fest und ab-
lehnend 5), selbst als Serra, der in Regensburg zurückgeblieben
war, am 4uen in Prag erschien und die Forderung der üÜber-
1) Lebensbilder aus dem Befreiungskriege III (1844), S. 385. —
Corresp. de Nap. XXV, 217.
2) Anhang Nr. 15.
3) Anhang Nr. 16.