Rückkehr des Königs nach Dresden. 169
zu unterstützen, fand er den Zweck seiner Reise bereits erfüllt.
Am 10. Mai früh 8 Uhr reiste der König von Prag ab;
kein Wort, keinen Blick des Abschieds wagte er seinem mit des
Kaisers Ungnade beladenen Minister zuzuwerfen 1). Tags
darauf brachte Langenau die Ratification der Convention vom
23en aus Wien nach Prag; er nahm sofort seinen Abschied
und trat in ästerreichische Dienste.
Napoleon war über des Königs Rückkehr hoch erfreut; er
sah darin ein günstiges Zeichen dafür, daß OÖsterreich noch nicht
Zeit gehabt habe einen entscheidenden Entschluß zu fassen, weil
es ihn sonst nicht würde haben gehen lassen. Der Empfang,
den er demselben bereitete, war so glänzend und herzlich wie
möglich. Das sächsische Volk, der Rheinbund, die Gegner,
alle sollten sehen, daß Friedrich August nach wie vor der treueste,
zuderlässigste Freund und Verbündete des Kaisers sei ?2). Aber
alles, was bisher Friedrich Wilhelm von Preußen über sich
hatte ergehen lassen müssen, war nichts im Vergleich zu der
Demüthigung des Triumphzuges, in welchem jetzt jener zum
Lohn dafür, daß er sich die bereits abgesireifte Fessel aufs
neue hatte anlegen lassen, in seine Hauptstadt zurückgeführt
wurde. An der Landeêgrenze von dem kaiserlichen Adjutanten
Flahaut und einer Abtheilung Garde zu Pferde begrüßt, über-
nachtete er in Großsedlitz; von da begab er sich nach dem
Palais des Großen Gartens, wo er blieb, bis er die Nachricht
erhielt, daß der Kaiser ihn auf der pirnaischen Straße bei
Gruna erwarte. Liebreich, wie einen Geretteten, nicht wie
einen Reuigen, umarmte ihn dieser im Angesicht der zuschauen-
den Menge und geleitete ihn unter Kanonendonner und Glocken-
1) Sein sonst unzertrennlicher Graf Marcolini blieb in Prag zurüick,
wo er nachher, 10. Juli 1814, starb.
2) „L'Empereur ’a bien traité. Vons pensez due S. M. u’avait
pas 4#46 contente de lui; mais Elle l0i a pardonné. Lopinion de
TEmpereur et de tout le monde est ’ailleu#n, due ce prince a été
aduit, mais qu'il est resté le meilleur et le plus fidele ami de
TEmpereur.“ Der Herzog von Vicenza nach Napoleons Dictat an
Narbonne, Dresden, 12. Mai. Norvins I. 327.