Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Friede von Tilsir. Na polcon in Dresden. 11 
da er diesen Embryo eines polnischen Reiches weder einem 
französischen Prinzen übergeben durfte, ohne Rußlands und 
Osterreichs Eifersucht im höchsten Grade zu erwecken, noch auch 
ihn einem eingebornen Polen anvertrauen mochte, der sich 
möglichenfalls im entscheidenden Momente an Rußland anschloß, 
so war das Herzogthum Warschau in sächsischer Hand der 
passendste Ausweg, der sich ihm bot. Leider aber hat nachher 
die Rücksicht auf den Besitz dieses zweifelhaften Gutes wesentlich 
dazu beigetragen, Sachsen in dem unseligen Bunde mit Frank- 
reich festzuhalten. 
Am 17. Juli hielt der Kaiser unter Kanonendomer und 
Glockengeläute durch die Reihen der sächsischen Truppen seinen 
Einzug in Dresden. Der König war ihm bis Bautzen ent- 
gegengefahren. In den Kirchen wurde Te Deum gesungen, 
des Abends strahlte die Stadt in einem Meer von Flammen 1). 
Der König stiftete während des kaiserlichen Besuchs den Orden 
der Rautenkrone mit der Devise Providentige memor „zur 
Erinnerung an die Zeiten, wo die Vorsehung zu des Regenten 
und seiner Staaten Erhaltung so kräftig gewirkt hatte“. 
Napoleon, der König von Westfalen, der Großherzog von Berg, 
der Fürst von Benevent, die Herzöge von Bassano, Friaul und 
Vicenza waren die ersten, die ihn erhielten. Die Bevölkerung, 
betäubt und geblendet, betrachtete mit stummem, ehrfürchtigen 
Staunen den wunderbaren Mann. Am k#sten setzte der Kaiser, 
rrom Könige bis Meißen begleitet, die Reise nach Frankreich 
fort. Der Zauber seiner gewaltigen Persönlichkeit vollendete 
1) Die große Ehrenpforte auf dem Schlohplatz trug die Inschrift: 
Napoleoni Magno Pacificatori — Fridericus Augustus gratus voti 
compos. Bei der Fesworftellung im Theater sah man zehn kleinere Al- 
täre mit den Namen Alexander, Miltiodes, Philipp, Achill, Perikles, 
Cäsar, Marcellus, Marius, Fabius, Scipio; auf einen großen Altar in 
der Mitte schrieb ein Genius den Namen Napolcon, der sofort von einer 
großen Sonne erleuchtet wurde, während die andern Namen verschwanden. 
In der Anrede des Genius an den Kaiser hieß es: „Was ist Alexanders, 
was Cäsars Überwundene Größe? Ein leichter Tropfen Morgenthaus. 
in der Fluth des Oceans! Napoleon, Dein Tempel ist die Welt!“
	        
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