Schlacht bei Culm. Ney's Zug gegen Berlin. 203
Vormarsch gegen die Spree begriffenen Blücher; schon hoffte
Napoleon ihn zur Schlacht zu bringen, sowie aber dieser der
feindlichen übermacht und der Gegenwart des Kaisers inne
ward, wich er wieder hinter den Queis zurück. Napoleon,
der die Nacht im Pfarrhaus zu Hochkirch verbracht hatte, sah
zu seinem höchsten Verdruß den Gegner abermals entschlüpfen;
er folgte ihm bis Reichenbach, aber das erneute Vordringen
der böhmischen Armee gegen Dresden nöthigte ihn, von der
weiteren Verfolgung abzulassen. In Stolpen ereilte ihn die
erste Kunde, daß auch die zweite Unternehmung gegen Berlin,
zu der er den ruhmreichsten seiner Feldherren, den Marschall
Ney, ausgesendet hatte, gänzlich gescheitert war.
Das Schicksal, welches nicht müde wurde die Sachsen zu
verfolgen, hatte ihnen auch in diesem blutigen Drama eine
schlimme und undankbare Nolle aufgespart. Am öten brach
Ney mit dem bisher von Oudinot befehligten, durch die polnische
Division Dombrowski verstärkten Heere von Witttenberg gegen
Berlin auf. Oudinots Corps als rechter Flügel marschierte
den 6ten auf Obna, Reynier auf Rohrbeck, am weitesten links
ron Zahna aus Bertrand. Tauenzien, eben im Begriff zu
Bülow rechts abzumarschieren, sah sich genöthigt bei Jüterbock
dem Angriff Stand zu halten; 4 Stunden lang behauptete
er sich heldenmüthig gegen den weit überlegenen Feind, da ver-
kündete Kanonendonner dem fast zum Erliegen gebrachten
tapfern Häuflein die nahende Hilfe. Es war Bülow, der sich
von Kurzlipsvorf und Kaltenborn aus plötzlich auf die linke
Flanke des Angreifers stürzte. Sogleich rief Ney Reynier von
Nohrbeck herbei. Die zuerst eintreffende Division Durutte
nahm seitwärts von Niedergehrsdorf nach dem Aagrunde zu
Stellung; die beiden Divisionen Lecoq und Sahr folgten, sich
mühsam durch die fliehende französische Reiterei und das Fuhr-
wesen hindurcharbeitend und von Kosalenschwärmen angefallen,
in geschlossenen Vierecken und marschierten auf der anderen
Seite des Aagrundes, den linken Flügel an Göhlsdorf gelehnt,
in zwei Treffen auf, ihre Artillerie besetzte den seitwärts vor-
liegenden Windmühlenberg; die sächsische Reiterbrigare war