Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Schlacht bei Culm. Ney's Zug gegen Berlin. 203 
Vormarsch gegen die Spree begriffenen Blücher; schon hoffte 
Napoleon ihn zur Schlacht zu bringen, sowie aber dieser der 
feindlichen übermacht und der Gegenwart des Kaisers inne 
ward, wich er wieder hinter den Queis zurück. Napoleon, 
der die Nacht im Pfarrhaus zu Hochkirch verbracht hatte, sah 
zu seinem höchsten Verdruß den Gegner abermals entschlüpfen; 
er folgte ihm bis Reichenbach, aber das erneute Vordringen 
der böhmischen Armee gegen Dresden nöthigte ihn, von der 
weiteren Verfolgung abzulassen. In Stolpen ereilte ihn die 
erste Kunde, daß auch die zweite Unternehmung gegen Berlin, 
zu der er den ruhmreichsten seiner Feldherren, den Marschall 
Ney, ausgesendet hatte, gänzlich gescheitert war. 
Das Schicksal, welches nicht müde wurde die Sachsen zu 
verfolgen, hatte ihnen auch in diesem blutigen Drama eine 
schlimme und undankbare Nolle aufgespart. Am öten brach 
Ney mit dem bisher von Oudinot befehligten, durch die polnische 
Division Dombrowski verstärkten Heere von Witttenberg gegen 
Berlin auf. Oudinots Corps als rechter Flügel marschierte 
den 6ten auf Obna, Reynier auf Rohrbeck, am weitesten links 
ron Zahna aus Bertrand. Tauenzien, eben im Begriff zu 
Bülow rechts abzumarschieren, sah sich genöthigt bei Jüterbock 
dem Angriff Stand zu halten; 4 Stunden lang behauptete 
er sich heldenmüthig gegen den weit überlegenen Feind, da ver- 
kündete Kanonendonner dem fast zum Erliegen gebrachten 
tapfern Häuflein die nahende Hilfe. Es war Bülow, der sich 
von Kurzlipsvorf und Kaltenborn aus plötzlich auf die linke 
Flanke des Angreifers stürzte. Sogleich rief Ney Reynier von 
Nohrbeck herbei. Die zuerst eintreffende Division Durutte 
nahm seitwärts von Niedergehrsdorf nach dem Aagrunde zu 
Stellung; die beiden Divisionen Lecoq und Sahr folgten, sich 
mühsam durch die fliehende französische Reiterei und das Fuhr- 
wesen hindurcharbeitend und von Kosalenschwärmen angefallen, 
in geschlossenen Vierecken und marschierten auf der anderen 
Seite des Aagrundes, den linken Flügel an Göhlsdorf gelehnt, 
in zwei Treffen auf, ihre Artillerie besetzte den seitwärts vor- 
liegenden Windmühlenberg; die sächsische Reiterbrigare war
	        
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