204 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
noch von Rohrbeck her in Anmarsch. Damit war in diesem
Punkte eine den anstürmenden Preußen bedeutend überlegene
Macht rereinigt. Aber auch Bülow rief eiligst die Brigade
Hessen-Homburg heran, in Sturmschritt rückte sie gegen Göhls-
dorf vor. Reynier, die Wichtigkeit des Dorfes erkennend,
warf die ganze Brigade Mellentin und das Regiment Prinz
Friedrich hinein; ein fürchterliches Ringen erhob sich um den
Besitz desselben, dreimal erstürmten es die Preußen, dreimal
wurde es ihnen wieder entrissen, die Batterien auf dem Wind-
mühlenberge, die sich verschossen hatten, mußten eilig abfahren
und brachten dabei das eigene Fußvolk in Unordnung, beim
vierten Angriff blieb Göhlsdorf in den Händen der Preußen.
Nun gieng auch Dennewitz verloren, Bülow und Tauenzien
reichten sich hinter dem Dorfe die Hand. Noch aber gebot
Ney über das ganze Corps Oudinot's und die Reiterei des
Herzogs von Padua, lauter frische Truppen, ihr Eintreffen
wendete das Geschick der Schlacht nochmals; mit neuer Wuth
entbrannte der Kampf um Göhlsdorf und die Preußen mußten
es der fast dreifachen Übermacht überlassen, selbst als die
Brigade Borstell anlangte und den Kampf um das Dorf
nochmals aufnahm, standen die Dinge für Bülow sehr
bedenklich und der todverachtende Heldenmuth der Preußen
würde vergeblich um den Sieg gerungen haben, hätte nicht in
diesem Augenblicke Ney, der nur die Zerrüttung des bei Rohrbeck
von Thümen und Tauenzien überwältigten 4. Corps vor sich
sah und des Überblicks über das Ganze ermangelnd diesen
Theil des Kampfes für den wichtigsten hielt, Oudinot von
Göhlsdorf dahin abberufen. Als Reynier, durch Oudinot's
Abmarsch mit den beiden sächsischen Divisionen allein gelassen,
seine unvermeidliche Niederlage vor Augen sah, gerieth er in
Verzweiflung; er sprengte zu dem Marschall um ihn zum Bleiben
zu bewegen, in Gegenwart der sächsischen Generale entspann
sich zwischen beiden ein heftiger Wortwechsel; vergebens, das
Unheil nahm seinen Gang. Mit einer Tapferkeit, die einer
besseren Sache werth war, suchten die Sachsen Göhlsdorf noch
eine Zeit lang zu halten, dann wurden sie durch einen neuen