Die Sachsen nach der Schlacht bei Denuewitz. 207
an seine Unterthanen, um dieselben gegen die Verführungen der
feindlichen Befehlshaber zu schützen ).
Und dennoch wurde den Sachsen all ihre Treue und hin-
gebende Aufopferung von Napoleon mit dem empörendsten Un-
dank vergolten. Da er weder Ney's Fehler aufzudecken noch
auch die Franzosen zu beschuldigen wagte, die Niederlage aber
doch irgend jemandem schuld gegeben werden mußte, so brachte
die Leipziger Zeitung vom 29. September einen angeblich von
Ney herrührenden, in Wahrheit aber im kaiserlichen Haupt-
quartier geschmiedeten Schlachtbericht, der die freche Lüge ent-
hielt: „In diesem Augenblicke war die Schlacht gewonnen;
allein zwei Divisionen des 7. Corps wichen, und dieses Corps,
welches sich gänzlich zurückzog und einen Theil des 12. Corps
mit sich fortriß, änderte den Zustand der Dinge.“ Vergebens
erklärte Ney dem General Reynier, daß er an dieser Beschul-
digung keinen Theil habe, vergebens reclamierte dieser in wür-
digen, ernsten Worten beim Kaiser die Ehre der Sachsen, ver-
gebens bezeugte er dem General Lecog auf dessen Beschwerde
schriftlich die musterhafte Haltung seiner Truppen !), die
Sachsen, die allein bei Dennewitz die Ehre des Tages für das
französische Heer gerettet hatten, blieben vor den Augen der
Welt die Schuldigen. Was anders konnte eine so schnöde
Verunglimpfung bewirken als tiefe und allgemeine Erbitte-
rung gegen Den, dem jeder Einzelne nur widerwillig, aus
Gehorsam gegen den König, diente? Überhaupt hatten die
französischen Heerführer schon das Vertrauen zu den fremden
Truppen verloren ?), nicht minder bedenklich war der Zustand
der französischen Truppen selbst. Die Gewaltmärsche in an-
haltendem Regenwetter, der Mangel an Lebensunterhalt und
Obdach in dem unglücklichen Sachsen, dessen letzte Hilfsquellen
zur Neige giengen, brachten Mannschaften und Pferde herunter.
Die Ausschweifungen der französischen Soldaten erreichten einen
solchen Grad, daß sogar die sächsischen Minister Vorstellungen
1) Poppe II, 158f.
2) Feldzüge der Sachsen, S. 261 f. — Beitzle I, 326.
3) Ney an Berthier, Wurzen, 10. Sept. Thiers XVI, 436.