Wachsende Berlegenheit Napoleons in Dresden. 209
den Gedanken eines Einbruchs in Böhmen, diesmal durch den
Paß am Geiersberge, zurück. St. Cyr bemächtigte sich des-
selben, allein sehr bald überzeugte sich Napoleon von der Un-
ausführbarkeit des Unternehmens und verlegte sein Haupt-
quartier nach Dresden zurück. Krampfhaft klammerte er sich
an seine Elbstellung an, obgleich dieselbe bereits aufgehört
hatte haltbar zu sein, obgleich bereits die feindlichen Partei-
gänger seinen Rücken bedrohten und keck bis an die Saale, ja
bis nach Thüringen hinein streiften. Unter anderem machte
Thielmann am 11en bei Weißenfels 1500, Tags darauf bei
Naumburg 200 Gefangene und nahm am 18ten Merseburg
nach lebhaftem Widerstande, Menzdorf überfiel bei Lützen eine
Infanteriecolonne; der mit 8000 Mann gegen sie ausgesandte
Lefebre-Desnouettes wurde 20. September bei Zeiz von Thiel-
mann und Prinz Biron geschlagen, Colomb machte beim
Ueberfall eines sächsischen Depots bei Schleusingen 23 Offiziere
und 375 Mann zu Gefangenen und erbeutete 390 Pferde.
Noch immer schmeichelte sich Napoleon sich den Winter über in
Dresden behaupten zu können und traf zu diesem Ende umfas-
sende Anstalten. Bei Pirna, auf dem Sonnenstein, dem Kohl-
berge und auf den Höhen von Langhennersdorf, bei Berggieß-
hübel und Borna wurden Verschanzungen angelegt.
Da aber riß ihn der von der schlesischen Armee zur Ver-
einigung mit der Nordarmee ausgeführte Rechtsabmarsch mit
unwiderstehlicher Gewalt von Dresden los. Schon am 15ien
hatte Blücher in der sicheren Voraussetzung, daß er die Geneh-
migung der Monarchen erhalten werde, sein Hauptqguartier von
Herrnhut nach Bautzen verlegt, wo er vorher noch Bennigsens
Heranzug abwarten wollte. Napoleon, der eben nochmals
einen vergeblichen Versuch gemacht hatte, die auf den Höhen
des Erzgebirges wieder zum Vorschein gekommene böhmische
Armee zum Kampfe zu bringen, warf am 22sen die Preußen
nach Bischofswerda zurück, aber seine wachsende Rathlosigkeit
und die Nachricht, daß die Nordarmee Anstalten treffe bei
Wartenburg über die Elbe zu gehen, nöthigten ihn das rechte
Elbufer zu räumen. Die Gefechte bei Noth-Nauslitz und
Flathe, Nere Geschichte Sachsens. 14