Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Wachsende Berlegenheit Napoleons in Dresden. 209 
den Gedanken eines Einbruchs in Böhmen, diesmal durch den 
Paß am Geiersberge, zurück. St. Cyr bemächtigte sich des- 
selben, allein sehr bald überzeugte sich Napoleon von der Un- 
ausführbarkeit des Unternehmens und verlegte sein Haupt- 
quartier nach Dresden zurück. Krampfhaft klammerte er sich 
an seine Elbstellung an, obgleich dieselbe bereits aufgehört 
hatte haltbar zu sein, obgleich bereits die feindlichen Partei- 
gänger seinen Rücken bedrohten und keck bis an die Saale, ja 
bis nach Thüringen hinein streiften. Unter anderem machte 
Thielmann am 11en bei Weißenfels 1500, Tags darauf bei 
Naumburg 200 Gefangene und nahm am 18ten Merseburg 
nach lebhaftem Widerstande, Menzdorf überfiel bei Lützen eine 
Infanteriecolonne; der mit 8000 Mann gegen sie ausgesandte 
Lefebre-Desnouettes wurde 20. September bei Zeiz von Thiel- 
mann und Prinz Biron geschlagen, Colomb machte beim 
Ueberfall eines sächsischen Depots bei Schleusingen 23 Offiziere 
und 375 Mann zu Gefangenen und erbeutete 390 Pferde. 
Noch immer schmeichelte sich Napoleon sich den Winter über in 
Dresden behaupten zu können und traf zu diesem Ende umfas- 
sende Anstalten. Bei Pirna, auf dem Sonnenstein, dem Kohl- 
berge und auf den Höhen von Langhennersdorf, bei Berggieß- 
hübel und Borna wurden Verschanzungen angelegt. 
Da aber riß ihn der von der schlesischen Armee zur Ver- 
einigung mit der Nordarmee ausgeführte Rechtsabmarsch mit 
unwiderstehlicher Gewalt von Dresden los. Schon am 15ien 
hatte Blücher in der sicheren Voraussetzung, daß er die Geneh- 
migung der Monarchen erhalten werde, sein Hauptqguartier von 
Herrnhut nach Bautzen verlegt, wo er vorher noch Bennigsens 
Heranzug abwarten wollte. Napoleon, der eben nochmals 
einen vergeblichen Versuch gemacht hatte, die auf den Höhen 
des Erzgebirges wieder zum Vorschein gekommene böhmische 
Armee zum Kampfe zu bringen, warf am 22sen die Preußen 
nach Bischofswerda zurück, aber seine wachsende Rathlosigkeit 
und die Nachricht, daß die Nordarmee Anstalten treffe bei 
Wartenburg über die Elbe zu gehen, nöthigten ihn das rechte 
Elbufer zu räumen. Die Gefechte bei Noth-Nauslitz und 
Flathe, Nere Geschichte Sachsens. 14
	        
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