Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Übergang der Sachsen bei Leipzig. 221 
terei gesprengt und zum Theil gefangen. Reynier sucht in- 
zwischen die Artillerie aufzuhalten, aber sie Hört nicht auf ihn. 
Die Zahl der Übergegangenen belief sich etwa auf 3000 Mann 
mit 19 Geschützen; den Rest, 6 Stabs-, 18 Subalternoffiziere 
und 593 Mann, schickte Reynier später nach Leipzig, aber sie 
konnten durch das dicht verstopfte Thor nicht mehr in die 
Stadt gelangen. 
Ein freudiger Willkommen empfing die übergegangenen 
Sachsen auf Seiten der Verbündeten. Auf Bitten uyssels, 
der den Seinigen vorausgceilt war, ließ Bennigsen augenblicklich 
ein Kosakenregiment zur Beschützung des Überganges vorrücken; 
die Eingetroffenen bezogen ein Bivouak bei Engelsdorf, mit 
Ausnahme der Artillerie, welche, da es gerade daran auf diesem 
Punkte fehlte, beordert wurde sich an dem noch bevorstehenden 
Gefechte zu betheiligen. Auf die Meldung des Geschehenen 
beriefen die Monarchen die beiden Brigadiers zu sich auf den 
Hügel, von dem sie den Gang der Schlacht überschauten; sie 
empfingen dieselben aufs huldvollste, sprachen ihnen nicht nur 
ihren Dank aus sondern gaben auch die Versicherung, daß 
Sachsens Integrität durch ihren Übertritt gerettet worden sei. 
Nur bemerkte der König von Preußen: „Die Herren Sachsen 
kommen etwas spät, hätten uns viel Leute ersparen können.“ 
An den Kaiser Franz und Schwarzenberg richtete Ryssel noch 
die besondere Bitte, nicht über die Sachsen zu verfügen, bevor 
nicht der König im Scande sei sich für die deutsche Sache zu 
erklären. Zwei sächsische Truppentheile waren von dem Haupt- 
corps getrennt. Die Kürassierbrigade, die am 16ten an dem 
großen Reiterangriff Theil genommen hatte, stand bei Stötteritz; 
da ihr Commandant General v. Lessing auf seine Anfrage beim 
König, ob der Übergang mit dessen Bewilligung geschehen sei, 
die Antwort erhielt „die Kürassiere haben stets ihre Schuldig- 
keit zu thun gewußt“, so beschloß er bei Napoleon auszuharren. 
Erst in der Nacht ertheilte er den durch das Zusammenschmelzen 
seiner Brigade überflüssig gewordenen Offizieren die Erlaubniß 
nach Leipzig zurückzukehren. Das Leibgrenadier-Bataillon, 
welches seit September der französischen Kaisergarde zugetheilt
	        
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