Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Schlacht bei Leipzig. 23 
das, was ihm der Generaladjutant v. Bose über seine auf der 
Sternwarte angestellten Beobachtungen mittheilte, ein Schein 
der Wahrheit auf. Nach Mitternacht überbrachte ihm der 
Herzog von Bassano die Meldung von dem beschlossenen Rückzug 
zugleich mit der Einladung dem Kaiser nach Erfurt zu folgen. 
Da er aber nicht einmal wegen der Sicherheit der Reise sich 
unbedenklich äußerte, so erklärte der König, im Vertrauen auf 
die Gesinnungen der Verbündeten und ihre Kenntniß von den 
Umständen und Gründen, um derentwillen er dem Kaiser bis 
hierher gefolgt sei, den Verlauf der Dinge in Leipzig abwarten 
zu wollen, ein Entschluß, der vermuthlich vorzugsweise der 
Hoffnung auf den Schutz Osterreichs entsprang, und den er 
sogleich durch General v. Gersdorff dem Kaiser mittheilen ließ. 
Dieser antwortete ihm durch ein Billet, das neben der still- 
schweigenden Genehmigung die Anzeige enthielt, daß das sächsische 
Gardebataillon zum Schutz der königlichen Familie in die Stadt 
zurückkehren werde 21). 
Gegen Abend hatte sich Napoleon in die Stadt begeben; 
in dem Gewühl rermochte er nur durch Seitengassen sein 
Hauptquartier im Hötel de Prusse zu erreichen. Die ganze 
Nacht hindurch drängte sich der Rückzug der geschlagenen Armee 
in wilder Unordnung durch die Straßen. Wenn die Verbün- 
deten ihm den Rückweg kräftig verlegten, oder wenn Napoleon 
Leipzig am nächsten Tage hartnäckig festhielt und dadurch einen 
Gewaltangriff auf dasselbe veranlaßte, so war die reiche schöne 
Handelsstadt dem schrecklichsren Schicksale verfallen. Zum Glück 
für sie dachte Napoleon nur noch an Rettung seines Heeres 
und überließ die Deckung des Rückzugs Denen, die ohnehin für 
ihn verloren waren, den Polen und Rheinbundstruppen; die 
sächsische Garde stellte sich auf dem Markte vor der Wohnung des 
Königs auf. Auch der Besatzungen von Dresden, Torgau und 
1) Breuers Bericht im Archiv für sächs. Gesch. I, 83 ff. — Vgl. 
Anhang Nr. 26. 27. Pelets Erzählung, der Herzog von Bassano habe 
ebelmlthig aber vergebens in den König gedrungen sich von Napoleon 
zu treuuen, ist ein Märchen.
	        
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