224 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
Wittenberg gedachte er. Früh um 8 Uhr händigte der Herzog von
Bassano dem Grafen Einsiedel drei chiffrierte Ordres zur Be-
förderung an die Commandanten dieser Plätze ein; Marschall
St. Cyr, den der ihm am 13ten zugesandte Befehl, sich eben-
falls nach Leipzig zu begeben, nicht mehr erreicht hatte, sollte,
und zwar nicht bloß für Dresden sondern auch für Torgau
und Wittenberg, gegen freien Abzug zu capitulieren suchen.
Das vorzeitige Eindringen der Verbündeten in Leipzig durch
Anzünden der Vorstädte abzuwehren gieng nicht an, da diese
voll Truppen und Kriegsmaterial steckten; er griff daher zu
einem andern Mittel. Morgens 5 Uhr erschien der Senator
Gruner, der die Nacht im Hötel de Prusse verbracht hatte,
auf dem Nathhaus mit einer jedenfalls von Napoleon selbst
veranlaßten Weisung des Generals v. Gersdorff, daß der
Magistrat, da er auf sein Ansuchen von dem französischen
Commandanten, dem Herzog von Padua 1), die Erlaubniß dazu
erhalten habe, sich mit der Bitte um Schonung Leipzigs an
den Fürsien Schwarzenberg wenden solle, damit nicht eine der
schönsten und interessantesten Städte Deutschlands der Schau-
platz eines Kampfes werde, welcher den gänzlichen Untergang
derselben nach sich ziehen müsse. Diese Supplik wurde sogleich
aufgesetzt, Hofrath Gehler und Handlungsdeputierter Köhler über-
nahmen es, den Fürsten aufzusuchen und sie ihm zu über-
reichen; ein Schreiben an den commandierenden General der
feindlichen Avantgarde sollte zu ihrer Legitimation dienen. Eine
zweite Deputation, bestehend aus Dr. Groß und Dufour, sollte,
ebenfalls auf Gersdorffs Anregung, zum Kronprinzen von
Schweden gehen und ihn um Einstellung der Feindseligkeiten
bitten. Die letztere sah sich schon am Eingang der Hintergasse
genöthigt umzukehren, da der Angriff der Verbündeten wieder
begennen hatte, die Milchinsel eben von ihnen erstürmt
wurde und die Franzosen, unbekannt mit dem Zusammenhang,
sie zurückwiesen; nur der ihr vorausgeschickte Rathsaufwärter
1) Dieser war gar nicht mehr Commandant von Leipzig sondern
Markgraf Wilhelm von Baden.